SCOTTISH GAEL; OR CELTIC MANNERS, AS PRESERVED AMONG THE HIGHLANDERS

Von James Logan. Herausgegeben in London von Smith, Elder and Co., 65 Cornhill 1831

Das Buch “The Scottish Gael; or Celtic Manners, as Preserved among the Highlanders”  war im 19. Jahrhundert das Nachschlagewerk über die schottischen Highlander.  Diese einmalige Publikation  wurde von James Logan nach fünfjährigen Recherchen geschrieben und erstmals 1831 von Smith, Elder and Co., 65 Cornhill London herausgebracht.  

In fünfundzwanzig Kapiteln beleuchtet Logan die keltische Kultur von ihrem geschichtlichen Ursprung, Architektur und Lebensweise, über Waffen, Kleidung und militärischen Taktiken bis hin zu Religion, Lyrik und Musik. Alles in allem eine komplette Beschreibung der keltischen Kultur.

Nahezu alle Institutionen, die sich mit schottischen Lebensweisen beschäftigen, richten sich nach diesem Werk und vieles von dem, was wir heute als schottische Tradition kennen, bezieht sich auf James Logans Nachforschungen.

Erstmals können die Leser auf den folgenden Seiten nun dieses bedeutende Standardwerk in deutscher Sprache nachlesen. Um den Einstieg in das umfangreiche Werk zu erleichtern, beginnen wir hier mit dem Kapitel VI, welches sich mit der Kleidung der Kelten von ihren Ursprügen bis ins 19. Jahrhundert beschäftigt.

SCOTTISH GAEL; OR CELTIC MANNERS, AS PRESERVED AMONG THE HIGHLANDERS

KAPITEL XII.

VON SCHIFFFAHRT, HANDEL, GELD UND HANDWERKSKÜNSTEN DER KELTEN

Es hieß, dass keine Kunst so primitiv sei wie die Navigation, denn man fand Völker auf niedrigstem Kulturstand, die über genug Erfindungsgeist verfügten, um Schiffe zu bauen, die sie über das Wasser tragen konnten. Die Gallier schienen in frühesten Zeiten schon Schiffe besessen zu haben, mit denen sie andere Länder besuchten, wie jene, die, nachdem sie der Schlacht von Themopylae entkommen waren, nach Asien gelangten.

Ein Kanu, dass durch Aushöhlen eines Baumstammes hergestellt wurde, scheint der erste Versuch des Schiffbaus gewesen zu sein. Als Hannibal die Rhone passierte, kaufte er all die kleinen Boote der Eingeborenen auf, da gerade eine große Anzahl von ihnen dort an einem Markt auf dem Wasser teilnahm; auch ließ er, wie wir von Polybius erfahren, so viele Einbäume herstellen, dass jeder Mann den Fluss einzeln für sich überqueren konnte. Lord Kames denkt dennoch, dass beim Bootsbau zuerst Balken und Planken verwendet wurden; eine Ansicht, die kaum haltbar ist.

In Schottland wurden Überreste von Einbaumkanus ausgegraben, die ein sehr hohes aber unbekanntes Alter aufwiesen. Im Lochermoss, nahe Kilblain, fand man eines, das 2,43 m lang war und die Aushöhlung 2 m. Die Breite betrug 60 cm und die Tiefe 28 cm. Augenscheinlich wurde es mit Feuer ausgehöhlt, und an einem Ende erkannte man noch die Reste von drei Stiften für die Ruder oder Paddel. Die Welsh Triads feiern Corfinawr, einen Barden, als ersten, der ein Schiff für die Cumri gebaut hatte, und die Beschreibung, die Athenaeus vom Hauptmast von König Hieros großem Schiff gab, der aus den Bergen Britanniens beschafft worden sein soll, ist zweifellos ebenso wahr.

Coit, ein veraltetes Wort für Baum, ist der Name, den die Highlander dem einfachen aus einem ausgehöhlten Baumstamm hergestellten Boot gaben. Es hieß auch amar, wörtlich ein Trog, wobei beide Worte sowohl bei den Iren wie auch bei den Schotten in Gebrauch waren. Als Dr. MacPherson seine Werke schrieb, etwa fünfzig Jahre ist es her, konnte man auf einigen der Westlichen Inseln noch welche sehen. Von Plinius erfahren wir, dass die germanischen Piraten, die ihre Boote auf diese Art und Weise herstellten, diese manchmal so groß machten, dass sie dreißig Mann fassen konnten. Long ist ebenfalls ein gälisches Wort für Schiff; und Pryce schreibt in seiner Cornish British Archaeology, es entspräche dem britischen log.

Der erste Versuch der Schiffszimmerei erfolgte durch einen Rahmen aus Weide, der mit Häuten bespannt wurde; eine Schiffsart, die bei den Iberern, Venetern, etc. in Gebrauch war. Sie wurden auch in früherster Zeit von den britischen Stämmen benutzt, von denen Cäsar ihre Konstruktionsmethode erfuhr und mit dieser Hilfe seine Armee über den Fluss Sicoris beförderte. Lucan, der sich auf dieses Ereignis bezieht, schreibt dazu:  (183)

„Gebogene Weiden flechten sie zu Barken,

Dann überziehen sie das Werk mit den Häuten geschlachteter Kühe.

Solcherart sind die Flöße, die venezianische Fischer kennen,

wo im dichten Marschland der träge Po fließt;

Auf solchen, zum benachbarten Gallien, verlockt durch Gewinn,

die kühnen Briten den angeschwollenen Hauptarm überqueren.“

Auch die Sachsen, wie wir von Sidonius Appollinaris erfahren, machten die Überfahrt nach Britannien in diesen anscheinend zerbrechlichen Barken, in denen sich unsere Ahnen furchtlos auf die stürmischste See wagten. Die Briten segelten in ihnen in sechs Tagen nach Mictis, als sie den Zinnhandel betrieben. Die Heiligen Dubslane, Machecu und Manslunum verließen Irland in einem solchen Boot, und nach sieben Tagen auf See landeten sie in Cornwall, was eine sehr glückliche Reise war, wenn man bedenkt, dass sie weder Ruder noch Segel an Bord hatten. Der Hl. Cormac machte ebenfalls eine Reise in einem ähnlichen Boot von Orkney nach Iona, aber er schien weniger glaubenstark gewesen zu sein als die anderen, denn er stattete sich mit Rudern aus. Weidenboote blieben bei den Bewohnern Schottlands, Irlands und Wales auch dann noch lange Zeit in Gebrauch, als sie schon Schiffe aus stärkerem Material bauen konnten. Dr. Mac Pherson schreibt, dass es noch keine dreißig Jahre her sei, dass solch ein Boot auf der Insel Skye in Einsatz war. In einigen Teilen Irlands finden sie sich noch immer, und in Wales sind sie noch verbreiteter. Ein gewisser Robert Leeth, der im Jahre 1572 eine Erkundungsreise durch Irland unternahm, erklärt, dass er auf seine Kosten „Materialien für ein Lederboot, mit drei Männern und einem Führer“ beschaffte, „um nach dem besagten großen Fluss Mayore zu suchen.“

Der gälische Name für dieses Boot ist curach, und im kymrischen heißt es cwm oder corracle. Das spanische curo, für kleine Flussschiffe verwendet, ist augenscheinlich ein Überbleibsel aus dieser primitiven Sprache. In dieser weitverbreiteten Sprache ist „barc“, wie Pelletier einräumt, ein ursprünglich keltisches Wort und die generelle Bezeichnung für Schifffahrt und mit kleinen Abänderungen in den meisten europäischen Sprachen verbreitet. Im Englischen, Armorischen, Französischen, Deutschen, Schwedischen und Dänischen ist der Klang derselbe – die Niederländer haben boork und die Spanier barca.

Die Curachs mussten stabil gebaut gewesen sein und oft sehr groß. Laut einer Überlieferung soll dasjenige, in dem Columba seine Reisen unternahm etwa 13 m lang gewesen sein, aber aufgrund seiner Überreste in einem Erdwall auf Iona schien es knapp 20 m lang zu sein. Das Curach, in dem die obenerwähnten drei heiligen Männer ihre Reise unternahmen, war aus 3 ½ Ochsenhäuten gefertigt. Einer der Helden von Morven, in Dr. Smiths Gallic Antiquities, sagt: „mein Vater wob eine Barke aus den Zweigen der Bäume.“ Es ist wohlbekannt, dass die britischen Stämme sich in der Gestaltung von Weidenflechtwerk auszeichneten. Die heutigen Corracles in Carmarthenshire sind nur etwa 1,70 m lang und 1,20 m breit, mit ovaler Form. Die Häute sind geteert und die Boote mit einem Sitz versehen, da die Männer daran gewöhnt sind, mit einer Hand zu paddeln und mit der anderen zu fischen. Sie sind so klein und leicht, dass ihre Besitzer sie, wenn angelandet, auf ihrem Rücken nach Hause tragen.

Von Eumenius und Cäsar geht hervor, das, bei Einfall des letzteren, die Südbriten nicht ein einziges Kriegsschiff hatten und ihre Flotte, laut Archäologen, einzig aus den kleinen Lederbespannten Booten bestand, was der Grund zu sein scheint, dass ihre Kriegsmarine bei Besiegung der Venetier unterging, zu deren Unterstützung sie ausgesandt wurde; und um die unterworfenen Völker zu ermuntern, ihre Kriegsflotte zu verbessern, stellten die Römer beachtliche Gewinne in Aussicht. Eine bestimmte Belohnung wurde denjenigen geboten, die Schiffe bauen konnten mit einem Fassungsvermögen von 10 000 Modii Korn. (Campbell schreibt in seiner Naval History dennoch, dass die Römer ihnen nur die Nutzung der Curachs gestatteten.) Obwohl es vielleicht unmöglich ist zu bestimmen, wann die Briten die Kunst des Holzschiffbaus erwarben, muss diese doch schon seit sehr alter Zeit bekannt gewesen sein. Die Caledonier hatten natürlich zahlreiche Flotten in damaligen Zeiten, und es ist einleuchtend, dass nicht alle Curachs waren. Die langen und gefährlichen Reisen, die sie nach Skandinavien und andere Länder unternahmen, werden im überlieferten Wissen der Barden gerühmt. Ihr Können und Geschick beim Bau ihrer Schiffe und die Unerschrockenheit mit der sie den Stürmen der Nordsee begegneten werden in einer so beeindruckenden Beschreibung gerühmt, dass man bedauern muss, dass der Übersetzter des Ossian nicht auf dieses Gedicht gestoßen war. (184)

Diese abenteuerlichen Krieger, wie die von Diodorus beschriebenen Ligurier, die in ihren kleinen, leichten Booten lange Reisen durch die stürmischste See unternahmen und sich vom Reul (Leitstern, von ruith = Kurs, und iul = Stern) leiten ließen; dennoch mussten einige ihrer Schiffe stabil gebaut und von ansehnlicher Größe gewesen sein.

BIORLINS

Das gälische biorlin, die Bezeichnung für ein Schiff oder Boot, soll laut einiger Etymologen aus dieser Sprache entlehnt worden sein, um den für tiefes oder ruhiges Wasser gebauten Einbaum zu bezeichnen und damit seine ursprüngliche Anwendung auf ein grobes Floß; aber es scheint, mit größerer Wahrscheinlichkeit, eine Verfälschung von barlin zu sein, der Wasseroberfläche, und in einigen Landesteilen wird das Wort auch immer noch so ausgesprochen. Wir wissen wenig über die Form dieser Schiffe, und eine Beschreibung ihrer Herstellungsart, im Gegensatz zu derjenigen, die von einigen Völkern des Kontinents benutzt wurde, wäre nicht uninteressant oder gar fern des Themas. Die Schiffe der Suionen waren so gebaut, dass beide Enden als Bug fungieren konnten, je nach Situation, und folglich konnten sie in jede Richtung fahren ohne das Problem des Wendens. Sie hatten keine Segel und die Ruder waren nicht befestigt, aber die Ruderer arbeiteten an allen Stellen des Schiffes und wechselten ihre Position von Mal zu Mal, je nachdem wie der Kurs geändert werden sollte. Die Venetier, so erfahren wir von Cäsar, hatten eine große Kriegsflotte und zeichneten sich durch seefahrerisches Wissen aus; und ihre Schiffe, mit denen die römische Flotte ein Kampfgefecht hatte, betrachtete dieser kultivierte Schreiber als den eigenen Galeeren überlegen. Sie waren gänzlich aus Eiche, sehr stabil gebaut, mit flachen Böden, um Untiefen zu überfahren und hohem Bug und Heck gegen hohe Wellen. Die Bänke der Ruderer waren 30 cm breit und mit zentimeterdicken Eisenbolzen befestigt. Die Taue waren aus Eisenketten und die Segel aus Häuten und weichem Leder. Die Gallier stellten im allgemeinen dennoch Leinwand für Segel her. (Einige der Schiffe des Po hatten Segel aus Binsen. Die Spanier machten Taue und andere Takelage aus Ginster.) Steine, Sandsäcke, etc. wurden zu Beginn als Anker benutzt; danach waren sie aus Holz, und die Erfindung des doppelten Schleppnetzes wird Anacharsis zugeschrieben, dem berühmten Skythen.

CALEDONISCHE SCHIFFE

Aus den Darstellungen alter Monumente auf den Westlichen Inseln und einer Skulptur auf Iona geht hervor, Dass Bug und Heck der caledonischen Schiffe gleichhoch waren. Ein einziger Mast mittschiffs trug ein quadratisches Segel, wie in der Vignette zu Beginn dieses Kapitels dargestellt (Das hintere Schiff ist modern, aber dieser Anachronismus sei hier verziehen), und die Flagge war an einem Bugmast befestigt. Das Tauwerk bestand aus Lederriemen. Es gab früher eine Anzahl Galeeren mit zwanzig Ruderern auf den Hebriden, da sie im Dienste vieler Länder standen und eine bestimmte Anzahl aufrechterhalten werden musste; daher der longfad oder lymphad (einmastige Galeere) in der Armee der Campbells und anderer. Im 12. Jh. wuchs Somerleds Flotte auf 53 Segel an, wurde aber danach noch auf 160 erhöht, was ihm ermöglichte, das dänische Joch abzuschütteln und mit Malcolm IV. zu kämpfen. (185)

Hailes erzählt, mit Genehmigung von Mathew of Westminster, dass im Jahre 1249 in Inverness ein großes Schiff gebaut wurde. Von dem im alten Bett des Flusses Rother gefundenen und vor einigen Jahren in London aisgestellten Schiff, glaubt man, dass es eines derjenigen sei, die von den sächsischen Auswanderern verwendet wurden. Dieser einmalige Koloss war klinkergebaut (d.h. mit sich überlappenden Planken), lang und schmal, in der Form eines Kanalschiffes und mit einer pflanzlichen Substanz abgedichtet, die Moos gewesen sein soll. Wir stellen fest, dass das Volk der Picardie bestimmte Rohrarten kochte, mit denen sie die Fugen ihrer Schiffe füllten, und für diesen Zweck gab es nichts Vergleichbares.

In einem Manuskript aus Dumfriesshire, vor mehr als einem Jahrhundert geschrieben, gibt es die Auflistung eines Schiffes, oder eines Teiles davon, das bei Stranraer ausgegraben wurde, an einem Ort, wo die Gezeiten schon lange nicht mehr hinkommen; die Überreste lagen sogar unter einem Stück Boden, dass vor undenklichen Zeiten einmal ein Kohlbeet gewesen war. Bei diesem Beispiel waren die Planken mit Kupfernägeln befestigt, auf eine Art und Weise, die sich sehr von der heutigen oder derjenigen aus der Zeit des Fundes unterscheidet. Da der größte Teil dieses Schiffes, das ein beachtliche Größe gehabt haben muss, unangetastet blieb, kann man nur hoffen, dass sich in Zukunft eine Gelegenheit für genauere Untersuchungen ergibt.

So wie es bei den Highlandern Schlachtrufe gab, hatten auch die Seeleute ihre Aufrufe oder Anspornungen an die Mannschaften der Biorlins. Eines dieser kuriosen Gedichte, getextet von Alexander MacDonald und vorgetragen, um die Mannschaft der Lord of ClanRonald aufzumuntern, ist ein Werk von beachtlichem Wert, und eine Analyse sowie einige Zitate, für die ich einem Literaturfreund Dank schulde, dessen Einwilligung ich zuvor benötigte, zeigen seinen Charakter.

Es beginnt mit folgendem Segensspruch: „Nun ist das Schiff von ClanRonald in See gestochen, mit Inbrunst erflehe ich Gottes Segen für es, den Chief und seine Mannschaft; eine Mannschaft, unerreicht in Tapferkeit und Mut: Und, oh Gott! Lass den Atem des Himmels uns günstig sein, dass er uns unbeschadet über das Wasser treibe, in einem sicheren Hafen. Allmächtiger Vater, der du durch das Wort den Ozean und den Wind aus dem Nichts hervorgerufen hast, segne unsere schmale Barke und all unsere tapferen Helden, und unterstelle sie deiner schützenden Macht. Tue dies, oh Sohn! Segne unseren Anker, unsere Segel, unsere Hülle und unser Ruder, unsere Takelage, das Rah und den Mast, und sei unser Lotse auf den Wellen! Lass unsere Sicherungsleinen und die Ladung unversehrt bleiben. Halte von uns alle Gefahr fern. Lass den Heiligen Geist mit uns sein, der jeden Hafen unter der Sonne kennt. Wir überantworten uns seinem Schutze.“

Danach folgt der Segensspruch für die Waffen: „Möge Gott unsere Schwerter segnen – unsere scharfen, blauen spanischen Klingen, unsere schweren Rüstungen, widerstandsfähig gegen die weiche Schneide einer schlecht gehärteten Waffe, unsere Brustharnische und Buckelschilde. Segne all unsere Waffen, die zum Angriff und die zur Verteidigung; die Bögen aus heller und polierter Eibe, die wir tapfer spannen im Kampf; unsere Pfeile aus Birke, dass sie nicht zersplittern, und des Dachses rohes Fell, dass sie trägt; und all das Kriegsgerät, dass sich nun an Bord der Barke von MacDonald befindet.“ (Die gälische Liturgie, von John Kerswell verfasst, dem späteren Bischof von Argyle, 1566, enthält die Segnung eines Schiffes bei dessen Abreise. Der Steuermann spricht: „Lasst uns unser Schiff segnen,“ und die Mannschaft antwortet: „Gott, der Vater, schütze es!“ Nachdem er seinen Wunsch wiederholt, schließen sie sich an mit: „Jesus Christus schütze es!“ und auf die gleiche Wiederholung hin zum dritten Mal: „Der Heilige Geist segne es!“ Der Steuermann fragt sie dann, was sie fürchten, wenn Gott Vater bei ihnen sei, etc.; worauf sie antworten: „Wir fürchten nichts.“ Dennoch verlassen sie sich nicht alle auf den Beistand der Heiligen Dreieinigkeit, denn am Mast hängen sie einen Geißbock auf, um sich für einen günstigen Wind zu versichern.)   (186)

An die Mannschaft gerichtet spricht der Barde: „Lasst euch nicht durch weibische Weichheit davon abhalten, wie die Unerschrockenen und Kühnen zu handeln. So lange wie die Flanken unseres Biorlin dicht halten, so lange wie vier seiner Planken zusammenhalten, so lange wie es unter euren Füßen schwimmen kann, lasst euch nicht vom wütenden Ozean erschrecken. Der Stolz der See wird der Tapferkeit unterliegen. Wenn euer Feind an Land euren Mut mit der Gefahr wachsen sieht, wird er umso schneller aufgeben. Genauso ist es mit der großen Tiefe; seine Wut wird den Bemühungen des Furchtlosen und Kühnen unterliegen.“

PROSNACHADH FAIRGE

An die Rowers oder die Prosnachadh Uimrai gerichtet: „Auf dass ihr das lange, dunkle, braune Schiff vorantreiben könnt, setzt euch an die harten, langen, polierten Ruder; lasst euch Zeit, zieht schnell, und verwundet tief die wogenden Wellen, und lasst die Flut wie Feuerfunken hinwegstieben. Schickt es, geschwind wie einen Adler, über die tiefen Täler und Berge der See. Oh dehnt, biegt und zieht die aufrechten Söhne des Waldes! Und seht, wie die kräftigen Eroberer des Ozeans alle ihre Muskeln spannen wie zu einem einzigen Mann“. Beobachtet ihre behaarten, zähen Arme! Seht, wie sie ihre Ruder durch das Innere der Tiefe drehen! Jetzt gibt ihnen das Lied des Lotsen frischen Mut – seht, wie sie das flinke Rennpferd des Ozeans vorantreiben, schnaubend über die flüssige Ebene. Seht! Wie sein Bug die donnernden Wellen durchschneidet! Seine starken Flanken knarren in der dunkel wogenden Tiefe, währen die Söhne des Waldes, geführt von den starken Armen der Mannschaft, es gegen den Sturm vorantreiben. Das sind die furchtlosen, unermüdlichen, unbeugsamen Ruderer, deren Ruder den Schlund des Strudels verschließen können.“ (Wahrscheinlich auf den Coire bhreacain bezogen, einen bemerkenswerten Strudel zwischen den Inseln Jurah und Scarba.)

Sobald sich die sechzehn Ruderer an ihre Ruder gesetzt hatten und bereit waren, ihr Schiff in den günstigen Wind zu rudern, sang Callum Garbh, MacRonald des Ozeans, der vorderste Ruderer, das Ioram, das aus fünfzehn Strophen besteht.

Sobald sie den günstigen Wind erreicht haben, hissen sie ihre Segel und der Clan Ronald befiehlt seinen Offizieren, jeden Mann auf seinen Posten zu beordern, währen der Barde sich an jeden einzelnen wendet, sich dabei auf dessen besondere Tätigkeit beziehend, was großes seemännisches Wissen bezeugt. An den Steuermann wendet er sich zuerst, als nächstes an den Mann, der das Hauptsegel bedient, dann an den am Klüver, dann an den Lotsen, danach an eine Fear Calpa na Tairne genannte Person, dann an den Mann im Ausguck und schließlich an den Wasserschöpfer. Es gab auch noch zwei, die in einem Sturm oder bei Bedarf beistanden und vier in Reserve, falls einer der anderen arbeitsunfähig würde, oder wie der Barde es ausdrückt: „falls die See in ihrer Wut einen von ihnen über Bord spülen würde.“ (187)

Sobald alles vorbereitet und jeder Mann auf seinem Posten war, setzten sie am Tag der Hl. Brigitte bei Sonnenaufgang in Lochainart, South Uist, die Segel, und die sich als sehr rau erweisende Reise ist in malerischster und poetischster Weise dargestellt. Sie hatten kaum „die schön geformten Rahsegel an den Masten aus guter Rotfichte gehisst, und die Segel an eisernen Ringen vertäut,“ als ein Sturm aufkam, und „die schreckliche Wasserwelt zog ihren rauen Mantel der dicken Finsternis an, zu Bergen sich auftürmend und in Täler zurücksinkend; die furchterregenden Monster der Tiefe verbreiten ihren Schrecken mit Donner und Gebrüll. Durch das aufgewühlte Wasser und die Hiebe unseres scharfen Bugs werden ihre Hirne über jede Welle verstreut – die See ist rot vom Blut seiner Bewohner und unser Schiff beschädigt durch den Zusammenprall mit den Monstern des Ozeans. Es machte taub und verrückt, dem Gebrüll der Monster zuzuhören und dem schrecklichen Lärm der Dämonen der Tiefe.“ Bei Einbruch der Nacht nahm der Sturm zu, begleitet von Blitz und Donner, „bis der Ozean unseren unbeugsamen Geist mit Bewunderung erblickte und seinen Zorn bändigte. Aber es war nicht ein Mast gebrochen, keine Rahe abgerissen und kein Segel zerfetzt. Die Hälfte der Planken war gerissen und der gesamte Rumpf locker und stöhnte unter Schmerz. Es war bei der Passage der Strait of Isla, als der Ozean mit uns Frieden schloss und die Heerscharen der Winde in höhere Luftregionen verwies, und die Gewässer glatt und poliert wie ein Spiegel zurückließ. Wir schickten einen Dank an den König der Könige, dass er den guten Clan Ronald von dem schrecklichen Tode errettet hat, der ihn bedrohte. Dann legten wir den Mast auf das Deck und ließen zu beiden Seiten unsere glattpolierten Ruder sich strecken, hergestellt aus guter Rotfichte, geschlagen bei Mac Varas auf der Insel Fünen. Wir ruderten mit kräftigen Armen, als ob ein Mann an allen Rudern zöge, bis wir zum Hafen von Carric Fergus kamen. Wir warfen Anker, nahmen Lebensmittel an Bord, und der Becher ging freigiebig rund, bevor wir uns zur Ruhe legten.“

SCHIFFSBAU

Die Kunst des Schiffsbaues erreichte in Schottland eine große Perfektion, und dieses Thema soll abgeschlossen werden mit einem Bericht über ein Schiff von ansehnlicher Größe, gebaut von König James IV. , das soviel Holz verbrauchte, dass es hieß, dass die gesamten Wälder von Fife dafür herhalten mussten. Dieses Schiff war 36,5 m lang und etwa 10 m breit innerhalb der Planken, die nicht weniger als 3m dick gewesen sein sollen! Es war mit 300 Seeleuten, 120 Artilleriesoldaten und 1000 Kriegsleuten ausgerüstet und kostete 30 000 Pfund. „Wenn irgendjemand,“ so Pitscottie, „glaubt, dass diese Beschreibung nicht wahr ist, dann lasse ihn durch das Tor von Tillibardine gehen, und vor dasselbe, und man wird die Länge und Breite des Schiffes sehen, bepflanzt mit Weißdorn, von demjenigen, der half, es zu bauen.“ (188)

URSPRUNG DES GELDES

Bevor Edelmetalle als Tauschmittel in Gebrauch kamen, wurden Geschäfte einfach als Tausch verschiedener Waren getätigt. Vieh ist das Eigentum, das die unzivilisiertesten Völker besitzen und das sie mit anderen teilen können; folglich wurde es bei den primitiven Völkern zu einer Standartwährung. Die Rüstung des Diomede, so erzählt uns Homer, kostete nur neun Ochsen, während die des Glaucus einhundert kostete. Von dieser Tauschware, die den Handelsverkehr regelte und den Wohlstand der Kelten bis zu ihrer letzten Epoche begründete, leitet sich der Name ab, den die Römer ihrem Münzgeld gaben. Pecunia leitet Varro von pecus = Herde ab, um auf die Zeit hinzuweisen, als Haustiere die einzigen Mittel waren, durch die man sich alle anderen Bedürfnisse verschaffen konnte. Die Lästigkeit dieser Art Handelverkehrs wurde im Fortgang der Zivilisation deutlich spürbar und führte naturgemäß zur Einführung von Edelmetall, als bequemerer Tauschgegenstand für alles was man brauchte. Gold, Silber, Messing und Eisen wurden daher als Geld eingeführt und auf der einfachen Zivilisationsstufe durch Abwiegen gekauft und verkauft. Das Handelssystem durch Tausch von Waren könnte bei den einfachen Völkern dennoch lange weiterbestanden haben. Die Bewohner der Siluren, oder eher der Cassiteriden, so erfahren wir, hielten an ihren alten Sitten fest und lehnten es ab, für Geld zu kaufen oder zu verkaufen, wobei sie ihre primitiven Methode des Tauschhandels weiterbetrieben. Um den Tauschhandel zu vereinfachen, führte  man damals Märkte ein. In Irland hießen sie aonachs, von denen einer bei Wexford abgehalten wurde, der von einheimischen Historikern sehr gerühmt wird, die ihm eine Existenz in einer unmöglich weit zurückliegenden Epoche zuschreiben.

Tacitus sagte über die Germanen, Silber und Gold hätten die Götter ihnen verwehrt, ob aus Mitleid oder Zorn, wagte er nicht zu sagen. Zuvor achteten sie nicht auf diese Metalle, obwohl sie silberne Gefäße hatten, aber zur Zeit als er schrieb, hatten sich die Römer mit deren Gebrauch und Wert schon vertraut gemacht, sie hatten gelernt, Geld einzunehmen. Tacitus setzt uns darüber in Kenntnis, dass diejenigen an den Grenzen zu Germanien den höchsten Wert Münzen gaben, welche die Prägung eines mit zwei Pferden bespannten Wagens besaßen.

MÜNZEN DER BRITEN

„In Britannien, so habe ich gehört,“ schreibt Cicero an Trebatius, „gibt es weder Gold noch Silber.“ Eisen schien so rar und wertvoll zu sein, dass es als Geld eingeführt und nach Gewicht ausgezahlt wurde. Damit und mit Kupfer zahlten die unterworfenen Stämme die Abgaben, die die Römer ihnen auferlegten. Das Eisengeld der Briten war ringförmig, aber die Beschreibung war so ungenau, dass sich die Altertumsforscher nicht über seine genaue Form und Größe einigen konnten. In Oudendorps Ausgabe der Werke Cäsars wird angenommen, dass es dem chinesischen Geld ähnelte, die ihren Münzen in der Mitte ein Loch gaben, mit dem Vorzug, es auf eine Schnur aufreihen zu können, wie hier dargestellt (Abb. S.368); aber große Mengen der anderen Form, die sich zu einigen Pferdeladungen an Eisenstücken summierten und wahrscheinlich einmal als Münzen galten, fand man in Cornwall. In einem Hügelgrab, dass im Kirchspiel Kirk-patrick-fleming in Dunfriesshire geöffnet wurde, entdeckte man eine Steintruhe, die eine Urne und mehrere, sehr verrostete Eisenringe in Größe einer Half-crown (2,6 Schillingstück) enthielt. (189)

Von diesen einzigartigen Gegenständen, Kimmeridge coal money genannt, glaubt man, dass sie als Münzen verwendet wurden. Das ist nicht unwahrscheinlich, aber ihre Erscheinung führt zu dem Schluss, dass sie eher im Spiel benutzt wurden, da die Einkerbungen auf ihnen in ihrer Anzahl variieren. Keines von ihnen ist durchlöchert wie das Ringgeld.

Bald eigneten sich auch die einfachsten der britischen Stämme ein Wissen über den Wert von Metallen an, die edler waren als Eisen. Wir entdecken, dass im Jahre 198 Lupus sich den Frieden mit den Meten mit einer großen Summe Geldes erkaufte, und es scheint, dass schon lange vor dieser Zeit grob geformte Münzen und Medaillen aus Zinn und Blei bei den südlichen Stämmen in Umlauf gewesen waren. Die Münzen der Briten tragen Prägungen der Köpfe ihrer Fürsten, mit verschiedenen Darstellungen auf der Rückseite, die entweder symbolischer Natur waren oder Gegenstände darstellten, deren Verwendungszweck heute unbekannt ist.; aber das Bildnis eines Pferdes, des mystischen Symbols der Ceredwen oder Ceres, wie hier gezeigt (Abb. S.369), wird oft vorgestellt.

Die britischen Münzen zeigen gewöhnlich die Inschrift Tascio, über die es schon so viele Mutmaßungen gab. Es wurde sehr vernunftgemäß gesagt, dass es die einheimische Bezeichnung für die Adligen war, etwa so wie das gälische toshich = Häuptling, und somit nicht mehr bedeutete als das Rex auf heutigen Münzen. Dennoch muss man dazusagen, dass tasgaidh im Gälischen Schatz bedeutet, und taisg = (Schätze) aufhäufen; deshalb denkt Dr. Pettingal, es bezeichne die tascia, die Steuer oder Abgabe, die an die Römer gezahlt wurde, welche in ihrem Machtbereich das Abbilden von einheimischen Landesfürsten verboten. In dieser Meinung scheint er von anderen unterstützt zu werden, die tax von task ableiten und dies wiederum von tasgia; aber Pegge glaubt (bei den Münzen von Cunobeline), es sei der Name des Münzmeisters, eines Galliers.

MÜNZEN

Es ist bemerkenswert, dass „nicht eine Münze bekannt ist, die den Kopf eines walisischen Landesfürsten trägt oder von der man annehmen könnte, dass sie von einem solchen in Auftrag gegeben worden wäre. Ceiniog oder denarios ist die einzige Münze mit einem walisischen Namen. Das gälische boun wird für Münze verwendet und bezeichnet alle runden Gegenstände in tragbarer Größe; woher wahrscheinlich das englische bun stammt. Die Caledonier hatten etwa 1000 Jahre lang, nach der Zeit Cäsars, gar keine Münzen. Die Iren scheinen lange Zeit in Ermangelung von Geld gewesen zu sein. Campion schreibt, dass es keine einzige Münze im Hause irgendeines großen Lords gab. Das einst auf der Insel Man verbreitete Geld bestand aus Leder.

HANDELSWESEN UND REICHTÜMER DER KELTEN

Das Handelswesen der Kelten und der Stand der Technik, sowohl die Notwendigkeiten des Alltags als auch das Künstlerische betreffend, sollte an dieser Stelle Erwähnung finden. Der unternehmerische Geist, den dieses Volk zeigte, als sich nach der Unterjochung durch die Römer ihre Sitten zu ändern begannen und ihr Handelsgeschick offenbar wurde, war nicht weniger bemerkenswert als ihre kriegerischen Neigungen. Cäsar bezeugt den Fleiß der Gallier, ihren Erfindungsreichtum und den Erfolg in der Nachahmung aller Dinge, die von anderen hergestellt wurden, und Diodorus, der die Sorgfalt der Frauen im Haushalt und in der Aufmerksamkeit auf ihre persönlichen Erscheinung pries, rühmt den für diese Rasse so auffälligen scharfen Verstand und die Auffassungsgabe. Sie versorgten ihre Eroberer mit verschiedensten Artikeln, die man in der verfeinerten Gesellschaft Italiens sowohl nützlich wie auch schmückend fand; und die Römer, die niemals damit zögerten, die Barbarenvölker in Dingen, die sie für Wert fanden, zu kopieren, verdankten den Galliern das Wissen für viele nützliche Erfindungen. Die Richtlinien der Römer schienen, laut Tacitus, die Handelsvorteile auf die Hermanduren zu beschränken, und die strengen Nervier verboten deren Ausübung insgesamt, da sie nach ihrer Ansicht zerstörerisch für ihren unverdorbenen Heldenmut und ihre Zähigkeit waren und schädlich für ihre Unabhängigkeit. (190)

Die Kelten standen im Ruf, sehr reich zu sein, und ihre Reichtümer bestanden aus Gold und Vieh; Dinge, die sich leicht mitführen ließen. Es gab zwar keine Silber- aber zahlreiche Goldminen in Gallien, und dieses edle Metall wurde oft ohne die Schwerarbeit des Bergbaus gefördert, indem es aus den Flüssen gewaschen wurde. Es war in solchen Mengen vorhanden, dass beide Geschlechter sich mit Goldschmuck behängten – Ringe an Fingern, Reifen an Armen und Fesseln, viele Ketten, einfache und getriebene, um den Hals und schwere Kreuze auf der Brust. Die Bessergestellten pflegten große Mengen Goldes in ihren Tempeln und an ihren heiligen Plätzen zu verteilen, an das niemals jemand seine gotteslästerliche Hand gelegt hätte, außer den Römern, denen die Reichtümer dieser Tempel, wie es von ihnen heißt, eine große Versuchung für Kriegshandlungen boten. Als Claudius Cäsar vom Triumph für die Eroberung Britanniens getragen wurde, brachte er eine neun Pfund schwere goldene Krone mit, die in Gallia comata gezeigt wurde. Spanien zahlte jährlich 20 000 Pfund Gold, und eine Mine förderte im Jahr 100 000 Pfund Silber.

Die obige Auflistung der Schmuckstücke zeigt, dass die Kelten nicht nur Edelmetalle im Überfluss besaßen, sondern auch ausgezeichnete Kunsthandwerker waren. Das Gold, welches entweder aus den Flüssen oder durch Bergbau, den die Aquitanier besonders beherrschten, gewonnen wurde, schmolz man in Schmelzöfen und unterzog es einem Veredelungsprozess. Die daraus hergestellten Gegenstände wurden mit großer Sorgfalt und großem Geschick gefertigt.

Der vorherrschende Gebrauch von Messing in der Herstellung von Kriegswaffen wurde schon angemerkt. Dieses Metall wurde früher entdeckt und war leichter bearbeitbar als Eisen, und in alter Zeit war es wertvoller als Gold. Es war ein Lieblingsmetall der Kelten und wurde besonders von den Pythagoräern gerühmt, einer Sekte, deren Lehrmeinungen gleich denen der Druiden waren. Die alten Völker schienen in Besitz einer Methode zu sein, um Messing durch einen heute unbekannten Prozess zu härten, da ihre Legierungen, die man fand, sich von den heutigen unterscheiden. Aristoteles übertrug Lydus, dem Scythen, die Erfindung der Kunst, Messing zu schmelzen und zu härten. Die Briten importierten dieses Metall, und bei seinem Schmelzvorgang benutzten sie eine ansehnliche Menge Blei. In Irland wurden einige Waffen aus Messing gefunden, die einen Goldanteil enthielten. Kupfer war in seiner Reinform ebenfalls ein hochgerühmtes Metall der Kelten und in Aquitanien besonders reichlich vorhanden.

Blei wurde unter Schwierigkeiten aus den Minen Galliens und Iberiens gefördert, aber in Britannien leicht auffindbar, wo es in der Tat so reichlich vorkam, dass es bei den Einheimischen ausdrückliches Gesetz war, den Besitz von mehr als einer bestimmten gegrabenen Menge Bleis zu verbieten.

BRITISCHE EXPORTE – ZINN

Britannien, schreiben Strabo und andere, produziert Korn, Rinder, Gold, Silber und Eisen; daneben wurden Weidenflechtwerk, Kupfer, Zinn, Kalk, Perlen, Fell, Sklaven und Hunde exportiert, wobei letztere alles andere übertrafen und von den Galliern sehr stark im Krieg eingesetzt wurden. Die Römer, so erfahren wir, belegten die britischen Ex- oder Importe mit keinen hohen Zöllen. Zur Zeit Strabos brachten die Zölle, so gering sie waren, mehr, als sie durch Einführung einer Abgabe hätten erlangen können.

Zinn ist das Metall, für dessen Produktion das alte Britannien am berühmtesten ist. Fälschlicherweise wird angenommen, dass damals kein anderes Land dieses Metall produzierte, eine Ansicht, die im zweiten Kapitel dieses Werkes schon als unhaltbar erwiesen wurde. Bemerkenswert ist, dass Polybius, wenn er von spanischem Zinn spricht und sich im gleichen Satz auf Britannien bezieht, nichts von diesem Metall erwähnt, aufgrund dessen dieses Land so viel Berühmtheit erlangt haben soll. Laut Diodorus gruben es die Briten im Vorgebirge von Balerium oder Cornwall und schmolzen und veredelten es mit viel Sorgfalt und Mühe. Sie schmiedeten es zu quadratischen, würfelförmigen Stücken und verfrachteten es in Karren zu einer Insel namens Ictis, die nur bei Flut eine Insel war; wogegen die Händler, die es kauften, es nach Gallien in mit Fellen bedeckten Booten transportierten und auf dem Pferderücken bis zur Rhone, was eine Reise von dreißig Tagen war.

Der Brite, wie sein kontinentaler Ahne, war zweifellos lange Zeit nicht mit der Kunst der Metallverarbeitung vertraut, deren Wissen von Barbarenvölkern vorangetrieben wurde, durch ihren Bedarf der Waffenherstellung zu ihrem Schutze, aber es darf angenommen werden, dass Gerätschaften aus Stein bei den Kelten weiterhin gelegentlich in Gebrauch waren, auch nach der Entdeckung einer so nützlichen Kunst wie das Schmelzen von Messing oder Eisen, und solange, bis diese Materialien genügend vorhanden waren, um allgemein Anerkennung zu finden. (191) Waffen aus Messing oder Kupfer konnten leichter hergestellt werden als solche aus Eisen, von denen außerdem die Briten nur sehr wenige hatten. Die Verwendungsarten dieses Metalls und die Kunst, es schmiedbar zu machen, sind bei weitem noch nicht enthüllt; man glaubt, dass erst kurz vor Ankunft der Römer Eisenminen gegründet und diese unvollkommen ausgebeutet wurden, zu einem sehr begrenzten Grad.

EISENVERARBEITUNG

Dass die alten Caledonier mit der Verarbeitung von Eisen vertraut waren, geht aus den Zeugnissen der Historiker hervor. Auf „die hundert Hämmer des Schmelzofens“ bezieht sich eine Dichtung der Barden, und es wird ein Vergleich gezogen von der Art wie „Feuer strömt aus kämpfenden Waffen wie ein Strom Metalls aus dem Schmelzofen“. Die übereinstimmende Überlieferung ist die, dass die Gälen ursprünglich ihr eigenes Eisen herstellten, und zur Erhärtung dieser Tatsache fand man haufenweise Eisenschlacke an vielen Stellen in den Bergen, von der man gewissenhaft glaubt, dass sie der Überrest ihrer Gießereien sei. In Glenturret sieht man noch eine Hütte, genannt Renna Cardich, die Wohnung des Schmiedes, neben Ruinen mehrerer Häuser und Aschehaufen, sowie weiterer Anzeichen für ein Eisenwerk. Alte Gedichte erwähnen es als ein Werk, in dem das Metall, aus dem einige Meilen weiter unten im Tal Schwerter und andere Waffen gemacht wurden, aufbereitet wurde. Auch in Sutherland gibt es verschiedene Zeichen von Eisenverhüttung und –bearbeitung mit Hilfe von Holzfeuern. Torf war das allgemein verbreitete Brennmaterial, das heute noch überall in Gebrauch ist. Das Schmiedefeuer wird aus Torf bereitet, der zuerst halb erhitzt und dann in Wasser getaucht wird, wodurch er gehärtet und widerstandsfähig gegenüber der Hitze gemacht wird, der er später ausgesetzt ist. In Mooren kann man oft tiefe, enge Gruben finden, von denen es heißt, dass die Torfstücke darin aufbereitet wurden, die gegenwärtige Methode ist jedoch, schüsselförmige Löcher von etwa 1,20 m Tiefe  auszuheben, sie mit Torfstücken anzufüllen und diese dann in Brand zu setzen. Wenn sie genügend verkohlt sind wird das Feuer durch Abdecken mit Grassoden erstickt. Torfkohle wird in Deutschland immer noch verwendet, und sie erfüllt alle Anforderungen des Verhüttens, Feuerschweißens, etc.. Rev. Mr. Macqueen of Kilmuir beschreibt, nach überlieferten Aufzeichnungen, den berühmten Luno, Sohn des Leven, der die Schwerter des Fingal und seiner Helden fertigte, als einen einbeinigen Wilden mit einem Stock in der Hand, dessen ungeachtet er aber erstaunlich flink war, und gekleidet in einen Umhang aus schwarzem Fell mit einer Schürze aus ähnlichem Material. Er war keine unpassende Verkörperung des Vulcan. Cäsar stellt die Gallier dar als perfekt geschult in der Herstellung des Eisens, aber diese Ehre sollte den Keltiberern gebühren. Ihre Methode des Läuterns und Härtens geschah durch Eingraben in die Erde, bis die weicheren und weniger nützlichen Bestandteile durch Rost verzehrt waren, während der Rest sowohl in der Stärke als auch in der Stabilität sehr viel verbessert vorgefunden wurde. Daraus machten sie ihre Waffen, und ihre Schwerter wurden gerühmt, sogar von den Römern, denn sie schnitten so scharf, dass weder Schild, noch Helm oder Knochen ihnen etwas entgegenzusetzen hatten. Der Wert der spanischen Klingen wurde in späteren Zeiten erkannt und von den Highlandern stets bevorzugt. Die Eisenplatten und –ketten mit denen die Caledonier und Pikten sich schmückten, beweisen genügend ihre Kenntnisse in diesem Handwerk.  (192)

METALLBEARBEITUNG

Im Jahre 1719 fand man bei Brough am Humber ein Bündel der Celts genannten Werkzeuge, jedes für sich in einer Form eingeschlossen; und bei Skirlaugh fand man eine große Anzahl Celts, Speerspitzen, Klingen, etc, neben mehreren Würfeln aus demselben Metall, wobei einige Klumpen in den Hals der Formen passten, in denen die Celts gegossen wurden. Das ganze war in grobes, starkes Leinen eingewickelt und in einen Holzkasten eingeschlossen. Im Easterly-Moor, zwölf Meilen nordwestlich von York fand man im Jahre 1735 einhundert Celts aus Kupfer, zusammen mit einigen groben Metallstücken und viel Schlacke. Das in der irischen Geschichte unter dem Namen Danans berühmte Siedlungsgebiet bezog aus Britannien ein großes Messinggefäß oder einen Kessel.

Aus einigen alten Gedichten soll hervorgehen, dass die Highlander metallene Spiegel besaßen. Deren seltsamer Leser bezog sich auf Werke, die Abbildungen und Beschreibungen des bemerkenswerten Reichtums an Schmuckstücken der britischen Stämme enthielten. Die Ausgrabungen in Irland sind oft so selten, dass ein Archäologe nicht weiß, welcher Epoche er es zuordnen soll. Gegenstände aus massivem Gold und Silber und in eleganter und einzigartiger Verarbeitung findet man so oft, dass wir geneigt sind, die Wahrheit solcher Berichte anzuzweifeln, welche die damaligen Völker auf dem Stand von Barbaren darstellen. Neben anderen Dingen sind goldene Kronen nicht ungewöhnlich! Diese Relikte werden oft aus bemerkenswerter Tiefe hervorgeholt, und es scheint unmöglich, sowohl ihre Anzahl wie auch ihre Lagerung an diesen Orten irgendwie zu erklären. Die Störungen, die diese unglückliche Insel schon immer erlebt hat, könnte die geringeren Könige und Adligen zur Abneigung veranlasst haben, ihre Diademe und anderen Wertsachen zu vergraben, aber wir sich immer noch überrascht über die Existenz von so vielen. (Im Jahre 1576 schreibt Sir Henry Radcliff, dass auf die Meldung hin, den Iren alle Zinn- und Messinggefäße zu nehmen, diese ihre Gefäße sofort vergruben und versteckten.)

Die irische Königskrone hieß asion, von assian = Blech, da sie mit Falten oder Rippen versehen war. Am Tage des Tain-Bo, ein Ereignis, das im Jahre 8 v.Chr. stattfand, fuhr Maud, die Königin von Connaught in einem offenen Wagen einher, in Begleitung von vier anderen in einem gewissen Abstand, um die Menge zurückzuhalten und zu verhindern, dass der Staub ihre goldene Asion beschmutzte. Wegen seines goldenen Diadems, so laut Marianus Scotus, wurde Brian Boroimh nach der Schlacht von Clontarf entdeckt.

Einige der Artikel, die von den alten Briten exportiert wurden, erwähnten wir schon in einem vorhergehenden Kapitel. So unbedeutend ihr Handelsverkehr auch gewesen sein mag, trieben sie trotzdem einen regelmäßigen Handel mit dem Kontinent, während die Produkte im Inland in Karren auf den sich über die ganze Insel ausdehnenden Transportwegen transportiert wurden. Die vierzehnte Triade (Gruppe aus drei Strophen in walisischen Gedichten) erinnert an Beli als den Konstrukteur von Straßen ausgehend von den südlichen Küsten bis sogar an die äußerste Grenze von Caithness, bei gleichzeitigem Schutz aller, die sich auf ihnen bewegten. Die von Chester bis Dover verlaufende Watling-Street schien von den Briten Gwydd elin sarn genannt worden zu sein, die Straße der Iren. Sklavenhandel schien in Britannien üblich gewesen zu sein, doch wer die armseligen, verkauften Geschöpfe waren, geht nicht klar hervor, denn Sklaverei war bei den Kelten unbekannt. Einige Gallier sollen in der Tat so verrückt nach römischem Wein gewesen sein, dass sie ihre Kinder dagegen eintauschten, und die Germanen verkauften Spaßmacher als Sklaven, doch die Sklaven mussten Kriegsgefangene gewesen sein. Die Iren begaben sich zum Sklavenhandel nach Bristol. (192)

FELLEXPORT

Der Fellexport war ein Handelszweig, den es auf beiden Inseln seit frühester Zeit gab, und man glaubt, dass Schottland lange Zeit nichts abgeben konnte. Durch den Reichtum an Wild wurden früher große Mengen davon verkauft; und in Irland fußten gegen Ende des 17. Jh. die Einkünfte hauptsächlich auf dem Fellhandel.

Bei der Herstellung vieler der beschriebenen Gegenstände müssen andere als die üblichen Werkzeuge zum Einsatz gekommen sein. Den steinernen Dingen konnte nur durch geduldige Mühe eine Form verliehen werden, aber um metallenen Waffen eine scharfe Klinge zu verleihen, mussten andere Werkzeuge zum Einsatz gekommen sein. Die Kelten mussten Wetzsteine besessen haben; nicht nur um ihre Schwerter, Dolche, Speere, Sensen, etc, zu schärfen, sondern auch die Rasiermesser, mit denen sie den unteren Teil ihres Gesichtes rasierten. Die Römer gebrauchten zu diesem Zweck lange Zeit Steine aus Kreta und anderen Orten, die nicht ohne Öl verwendet werden konnten; aber in der Epoche ihres ersten Besuches in Britannien entdeckten sie, dass die Gallier eine Sorte benutzten, die sie Passernices nannten, dass diese Sorte anderen weit überlegen war, mit Wasser verwendet und auch in Italien beschafft werden konnte. Die von den römischen Barbieren verwendeten feinen Schleifsteine wurden aus Hispania citeriore bezogen und brauchten nur mit Spucke befeuchtet zu werden. Britische Wetzsteine mit einer Länge von etwa 8 cm aufwärts, einige davon stark abgenutzt und andere anscheinend ungebraucht, fand man an verschiedenen Orten. Oft entdeckt man sie in Hügelgräbern, manchmal zusammen mit den Werkzeugen, bei deren Herstellung sie nötig waren.

DIE KUNST DES VERZINNENS

Die Gallier, dafür bekannt, eine Menge Töpfe und Pfannen zu besitzen, um darin ihr Fleisch zuzubereiten, erfanden die Kunst des Verzinnens dieser Gegenstände und aller anderen aus Messing, die für den häuslichen Gebrauch benutzt wurden; dabei waren die Bituriger, oder das Volk von Bourges, die berühmtesten in dieser Arbeit, die allgemein incoctilia hieß. Es ist wahrscheinlich, dass sie andere Gegenstände mit einer Zinnschicht verzierten. Die Römer, welche die Völker für ihren Verlust der Freiheit mit der Ermutigung entschädigten, die ihr Luxus und ihr üppiges Leben auf die Hersteller und Handwerker ausübte, konnten nicht fehl darin gehen, den Wert zu schätzen, ihr Kupfer und ihre bronzenen Gegenstände mit einer so ungefährlichen Substanz zu überziehen und auch nicht die Schönheit übersehen, die ihnen mit diesem Prozess auf verschiedene Art verliehen werden konnte. Die Gallier ihrerseits waren den Vorteilen dieser Kunst nicht unaufgeschlossen und begannen ein halbes Jahrhundert nach Christus damit, Pferdegeschirre zu versilbern und zu vergolden, ganz besonders aber Wagen auf diese Weise zu verzieren. Das Volk von Alise, einer Stadt der Mundubii in Burgund, waren die berühmtesten Künstler dieser Richtung, und die römische Genusssucht veranlasste sie dazu, ihre Schmuckstücke in sehr kurzer Zeit in größten Mengen zu verkaufen. (193)

SEIFE

Es ist kurios herauszufinden, dass die Gallier die Erfinder der Seife waren. Ihr Bemühen, die blonde Farbe ihres Haars zu erhalten oder den Farbton zu vertiefen, führte zu der Erfindung eines Artikels, der zur Körperpflege verwendet wurde und „ex sevo et cinere“ hergestellt war. Diese Seife wurde besonders in Germanien verwendet, hauptsächlich von den Männern; sie war entweder fest oder flüssig, und die beste bestand aus Birkenasche und Ziegentalg.

MÖBEL UND GEBRAUCHSGEGENSTÄNDE

Die Gebrauchsgegenstände und Möbel der keltischen Behausungen waren an die Bedürfnisse der zähen und abgehärteten Bewohner angepasst, doch waren diese Dinge möglicherweise gar nicht so unkünstlerisch, wie man erwarten könnte. Polybius lässt uns nicht allzu großartig über die Fähigkeiten der gallischen Völker Italiens denken, wenn er schreibt, sie wohnten in Dörfern ohne Einfriedung und hatten keine Möbel, sondern lagen auf dem Boden, lebten von Fleisch und übten keine anderen Tätigkeiten aus als die des Krieges und der Weidewirtschaft, wobei ihr Wohlstand aus Gold und Vieh bestand. Das die Kelten nicht auf dem Boden schliefen, sondern in Betten aus Gras und Stroh, erfahren wir von ihm an anderer Stelle, und auch, dass sie auf Matratzen schliefen. Darin wird er von anderen Autoren unterstützt, die bekräftigen, dass sie die Erfinder der Wollbetten waren, eine Herstellungsweise, die sie den Römern beibrachten. Sie wurden gewöhnlich aus dem Wollabfall gemacht, der beim Färben anfiel, wobei eine bessere Klasse aus cadursischem Flachs gefertigt wurde, aber all die verschiedenen Sorten behielten ihre ursprünglich keltischen Namen.

Die Briten breiteten die Felle, die sie tagsüber trugen, des nachts unter sich aus, wobei diese Praktik, auf Fellen zu schlafen, sich noch bis in sehr späte Zeit bei den Germanenvölkern hielt. Die Keltiberer stellten ihre Matratzen aus Ginster her, einem Strauch, der in diesem Lande sehr viel vorkommt.

DIE BETTEN IN DEN HIGHLANDS

Die Highland-Sitte, auf ordentlich, mit der grünen Seite nach oben, zurechtgelegtem Heidekraut zu schlafen, wurde als sehr gesundheitsfördernd anerkannt. Legte man sich auf solch ein Bett, „erstarkten die zuvor geplagten Glieder, und dies so sehr, dass derjenige, der abends launig und abgespannt zu Bett geht, am nächsten Morgen frisch und munter wieder aufsteht.“ Die Gälen, denen es egal war, ob sie sich auf das Heidekraut legten, das auf den Hügeln wuchs oder auf das sorgsam ausgebreitete in ihrem Cottage, hatten eine solch starke Voreingenommenheit gegenüber allem, was zur Verweichlichung neigte, dass, laut der Chronik, aus der obenstehendes Zitat stammt, „wenn sie in irgendein anders Land reisten, sie die Federbetten ihrer Gastgeber ablehnten, sich in ihre Plaids hüllten und so zur Ruhe legten, in der Sorge, dass die barbarische Verfeinerung des Festlandes, wie sie es nannten, ihre natürliche, ländliche Zähigkeit nicht zerstören sollte.“ Das Heidekrautbett war natürlich für ein Lager sehr geeignet, da es sowohl schnell erstellt werden konnte wie es auch vom Material her ausgezeichnet war. Sir John Dalrymple bemerkt, dass diese Methode der Bettung „eine Kunst war, die, da die Betten sowohl weich wie auch trocken waren, die Gesundheit auf dem Schlachtfeld bewahrte, während andere Soldaten sie verloren.“ (194)

ABNEIGUNG GEGEN LUXUS IN DEN HIGHLANDS

Die Highlander sahen die Einführung von Luxus und Verfeinerung spontan als kalkuliert an, um ihre Unabhängigkeit zu untergraben, und es dauerte nicht lange, bis sie beobachteten, dass die Mitglieder der Freiceadan dubh, oder Black-Watch, weniger robust wurden als ihre Landsleute. Was auch immer man über den schlussendlichen Vorteil der Zivilisierung der Highlander sagen mag, muss man den alten Chiefs zugestehen, weise gehandelt zu haben, als sie die frühzeitige Einführung von Bequemlichkeiten und Fortschritt hemmten, an denen kein Bedarf bestand und deren Aneignung nur teilweise erfolgen konnte. Die bedingungslose Unterstützung des Fortschritts konnte in den Highlands nur Verdruss und Unzufriedenheit erzeugen. „Das Glück der Highlander,“ sagt Sacheveral, der Historiker von Man, „besteht nicht darin, viel zu besitzen, sondern wenig zu bedürfen.“ Einfachheit des Lebens war nicht nur auf die Untertanen beschränkt, sondern reichte bis zu den Häusern und Tafeln der größten Chiefs, die ihren Anhängern in Männlichkeit und robuster Statur gleichkamen. O’Neal, der sich damit brüstete, er sei lieber O’Neal von Ulster als Philip von Spanien, saß in seiner größten Erhabenheit auf einer grünen Bank unter einem Busch.

BRITISCHE KÜNSTLER

Bezüglich der alten Kelten, bezeugt Pausanius widerstrebend ihre Erfindungsgabe, und das Bekenntnis eines Griechen würdigt man gern. Brennus, sagt er, war nicht ungeübt in der Kriegskunst, sondern, für einen Barbaren, überaus schlau, und er berichtet, dass seine Truppen Brücken über die Flüsse bauten, und sie zwangen die nächsten Bewohner dazu sie wieder aufzubauen, wenn sie von den Griechen zerstört worden waren. Die Gallier schienen größere Fortschritte in der Zivilisation zu machen als die Germanen, die länger ihre finstere und unbeugsame Art beibehielten. Tactitus erwähnt mit freudigem Nachdruck die Gelehrigkeit und Auffassungsgabe der Briten, die so vergnügt die Anweisungen entgegennahmen und den Vorgaben seines Schwiegervaters folgten, der nicht zögerte, ihnen höhere intellektuelle Fähigkeiten zuzugestehen als den kontinentalen Kelten. Der Brite war einstmals zweifellos auf der Stufe freudlosen Barbarentums, aber seine natürliche Erfindungsgabe ermöglichte ihm schnell, eine Stufe von vergleichsweise hoher Zivilisation und hohem Komfort zu erreichen und sich nicht nur selbst zu versorgen, sondern die Überproduktion in andere Länder zu exportieren. Ihre Fähigkeiten beeindruckten Kaiser Konstantin, der im Jahre 296 eine große Zahl britische Künstler auf den Kontinent holte, wo sie zur Verschönerung seiner Lieblingsstadt Autun eingesetzt wurden. (195)

TÖPFERWARE

Die Töpferkunst musste einem Volk, das Weidewirtschaft betrieb, bekannt gewesen sein, da es Gefäße für die Milch ihrer Tiere brauchte; aber obgleich die alten Briten mit der Herstellung vertraut waren, immerhin stellten sie Urnen und andere Gefäße her, mit nicht uneleganten Formen und manchmal mit beachtlichem Sinn für Geschmack verziert, schienen sie nicht in der Lage zu sein, sich ohne fremde Hilfe zu versorgen; und Töpferware war einer der Artikel, die sie über den Tauschhandel erhielten. Vielleicht waren die importierten Gefäße besser als die aus der einheimischen Herstellung – die Gräber offenbaren viele verschiedene Formen an Urnen und anderen Vasen. Adomnan schreibt, dass die Pikten Glasgefäße zum Trinken gebrauchten, und vom Hl. Patrick ist dokumentiert, dass er einen Kelch aus diesem Material verwendete. Ebenso erfahren wir, dass Rederch, König von Strathclyde, Gold, Edelsteine, etc und einen von Guielandus, aus der Stadt Sigenius, gefertigten Becher besaß. Turgot berichtet über Queen Margaret, dass sie im Jahre 1093 König Malcolm dazu veranlasste, sie mit silbernem und goldenem Geschirr zu bewirten. Die kunstfertig geformten und hübsch verzierten Holz- und Horngefäße der Gälen wurden schon auf einer vorhergehenden Seite besprochen.

Saguntum, in Spanien, war berühmt für die Herstellung irdener Tassen und Schalen, doch die Gallier, Lusitanier und Keltiberer waren den Gebrauch von Wachsgefäßen gewohnt. Die Kelten verwendeten manchmal Schalen, die aus den Schädeln ihrer Feinde hergestellt waren, verziert mit Gold. Auch die Skythen waren es gewohnt, solche Schalen zu verwenden, und bei den Isedonen waren es dementsprechend die Schädel ihrer Verwandten. Den alten Iren wird eine ähnliche Praktik vorgeworfen, aber es könnte sich auch um ein Missverstehen des Wortes für Schädel handeln, denn Trinkschalen wurden früher mit Schädel bezeichnet. Ursprünglich schien es jedes große Gefäß bezeichnet zu haben, und noch heute wird es von den Fischern im Norden zur Bezeichnung eines bestimmten Korbes verwendet. Die Thraker benutzten Tabletts und Schalen aus dem gleichen Material und aus Horn, wie es auch die Geten taten. In Gallien gab es eine Art Vase für Reisende, um darin Wein zu transportieren, die aus Eibenholz hergestellt war, und die, zur Zeit Plinius’,  wegen der Giftigkeit des Holzes ihren Ruf einbüßte, da schon einige deshalb ihr Leben lassen mussten.

Die Briten hatten einige Gefäße aus Bernstein, und die Alten glaubten, er wäre das Extrakt aus den Bäumen Großbritanniens. Diese seltsame, glessum genannte, Substanz wurde im Gebiet der Sueben gesammelt, dem einzigen Volk, dass sich damit befasste und das einen beachtlichen Handel damit zwischen Pannonien und Rom aufzog. Die Frauen in den Dörfern der Poebene trugen Halsketten daraus, als Schutz gegen den Kropf. Lapis specularis fand man ursprünglich in Keltiberien und wurde nach Rom exportiert. Er scheint das Glas der Alten gewesen zu sein. (196)

PERLEN

Die britischen Perlen waren früher sehr berühmt. Die Hoffnung auf eine reiche Beute davon soll ein Hauptmotiv für die römische Invasion gewesen sein, und als Cäsar nach Rom zurückkehrte, widmete er ein militärisches Ornament, verziert mit britischen Perlen, der Venus. Tacitus und Marcellinus sprechen dagegen nicht sehr hoch von ihrem Wert. Perlen findet man in vielen Flüssen Schottlands, aber es heißt,  sie wären heute seltener als früher. Im Jahre 1120 erbat sich Nicholas, ein englischer Geistlicher, in einem Schreiben an den Bischof von St. Andrews eine Anzahl Perlen, insbesondere vier große; und da der Bischof diese nicht besaß, bat dieser ihn, doch den König darum anzugehen, der, wie er wusste, einen großen Vorrat davon besaß. Sir Thomas Menzies of Cults verschaffte sich eine berühmte Perle aus den Fluten des Kellie, in Aberdeenshire, mit der er, nachdem er von ihrem großen Wert erfahren hatte, nach London ging und sie dem König schenkte, welcher ihn dafür mit zwölf Chauldrons (etwa 15552 Liter) Korn und den Zollabgaben Aberdeens für den Rest seines Lebens. (Aus der Erhebung der Stadt Aberdeen, 1685. Von dieser Perle wurde berichtet, dass sie in die Krone gefasst wurde.)

SCHMUCKGEGENSTÄNDE

Die Gallier verarbeiteten Edelsteine zu Schmuck für den persönlichen Gebrauch und manchmal verwandten sie diese auch für Äxte und andere Gerätschaften. Sie wurden von ihren Eroberern bald über den Wert solcher Artikel aufgeklärt, und als sie entdeckten, wie vorteilhaft sie diese Artikel veräußern könnten, errichteten sie einen schwunghaften Handel und begannen, ihren leichtgläubigen Kunden viele minderwertige Artikel als wundervolle Arbeiten aufzuschwatzen. Die alten Highlander fassten Edelsteine in ihre Ringe, und bei der Behandlung ihrer Tracht haben wir schon viele weitere Schmuckstücke von ihnen kennen gelernt. Der kunstvollste und schönste Gegenstand der vielleicht jemals auf diesen Inseln gefunden wurde, soll ein Dolchgriff gewesen sein, reich verziert mit zahllosen minutiös gearbeiteten Goldstiften, beschrieben und abgebildet in Sir Richard Hoares prächtigem Werk über das alte Wiltshire.

Dass die Kelten, und besonders die Briten, besonders sinnreiche Zimmererarbeiten ausführen konnten, ist durch ihre Wagen und landwirtschaftlichen Geräte bezeugt. Auf einigen der Münzen von Cunobeline, die zwischen der ersten und zweiten römischen Invasion geprägt wurden, sind Sitze oder Stühle, mit Lehnen, vier Stempeln, etc., deutlich dargestellt. Von den Iren heißt es, dass sie einstmals sehr berühmt für ihre Holzarbeiten gewesen sein sollen, von denen sie große Mengen exportierten.

Die keltischen Handwerker vererbten ihren Beruf, wie es auch bei allen anderen Berufen üblich war. Vieles wurde schon für und gegen dieses System gesagt; wenn damit beabsichtigt war, den Fortschritt zu verhindern, was nicht der Fall zu sein scheint, muss daran erinnert werden, dass die keltische Zivilisation lange auf ein und derselben Stufe stand, und es keinen Ansporn für Erfindungen gab. „Jeder Beruf,“ sagt Riche über die Iren, „hat seine besondere Anstandsform – ihr hoher Wert ist, dass sie nichts anderes tun als das, was ihre Vorväter taten.“ Genauso verhielt es sich mit den schottischen Gälen.

Die Briten waren besonders kunstreich in der Herstellung von Weidengeflecht oder Korbwerk, dass sie so gewissenhaft ausführten, dass es ein sehr gesuchter Artikel in Rom wurde, wohin man es in großen Mengen exportierte. Auf einem gallischen Monument, das 1710 ausgegraben wurde, sitzt eine weibliche Person auf einem Stuhl aus Weiden- oder Strohgeflecht und mit einer hohen Rückenlehne, ähnlich denen, die ich in Dublin zum Verkauf gesehen habe. (197)

NUTZBARMACHUNG DER HIGHLANDS FÜR GERWERBE

Die Highlander sind von Natur aus erfindungsreich und mechanisch begabt. Es wurde schon gesagt, dass sie ihre eigenen landwirtschaftlichen sowie anderen Gerätschaften selbst herstellten; auch trugen sie ihre einfachen aber nützlichen Produkte zu den Märkten, um sie dort zu verkaufen, was ihnen dann ermöglichte, sich mit solchen Artikeln zu versorgen, die ihr Land nicht bot. Neben dem Export von Rindern und Wolle, zusammen mit viel Seetang, dessen Verarbeitung eine neuere Erfindung ist, werden auch Kummets aus Haar und manchmal aus gedrehten, rohen Lederstreifen, Kummets aus Stroh für Pferde und Ochsen, Sumac (Strauch, dessen Blätter zum Wollefärben dienen), Säcke aus Leder, Tartanstoffe, Kersey (ein rauer Wollstoff), Wolldecken, Teppiche, Wollgarn und ihre Milchprodukte veräußert, und gelegentlich in bestimmten Mengen exportiert. Das Schwachholz der Glens wird zu verschiedenen nützlichen Dingen verarbeitet und in den Lowlands verkauft. Im August wird in Aberdeen einige Tage lang ein Holzmarkt abgehalten, der eine sehr alte Tradition hat und den die Highlander mit Leitern, Eggen, Bottichen, Eimern und vielen anderen Artikeln beliefern; diejenigen, die nichts haben, bringen Haselstecken und anderes Jungholz mit, dazu säckeweise Wacholder- oder andere Beeren aus den Bergen. Einen fast ähnlichen Markt gibt es in Edinburgh. Es scheint, dass diesbezüglich eine Proklamation vom 11. August 1564 vorschrieb, dass in Aberdeen, Banff, Elgin, Inverness, Forresund Nairn „niemand Holz verkaufen dürfe, außer auf einem öffentlichen Markt.“

Die hölzernen Schlösser der Highlander sind so sinnreich mit Kerben in verschiedenen Abständen versehen, dass es unmöglich ist, sie ohne den dazugehörigen Schlüssel zu öffnen.

In einem vorhergehenden Kapitel hatten wir uns schon den Fertigkeiten der Färber und Weber der Highlands ausführlich gewidmet und mehrere der in diesem Lande hergestellten Färbesubstanzen aufgezählt. Es ist sehr bedauerlich, dass die Nutzbarmachung der Highlands mit der Ansiedlung und erfolgreichen Betreibung von Gewerben auf so unerklärliche Weise ignoriert wird, wo es doch offensichtlich ist, dass sie doch zum Vorteil des Landes betrieben werden könnten. Die schottischen Berge bieten ein reichliches Angebot an verschiedensten Dingen; sie können die schönsten Färbemittel liefern, die problemlos und mit geringstem Kostenaufwand zu beschaffen sind. Wasservorräte für jegliche Maschinerie findet man in den meisten Teilen jederzeit, und die niedrigen Lebenshaltungskosten hielten auch die Löhne sehr niedrig. Es überrascht, dass Highland-Gesellschafter einem so deutlich sichtbaren Mittel ihren Reichtum zu vergrößern, so wenig Aufmerksamkeit schenken. Wie vorteilhaft könnte zum Beispiel eine Teppichproduktion aufgenommen werden, wo doch ständig Wolle zur Verfügung steht, wie auch die Färbemittel. Der schon erwähnte Mr. Cuthbert Gordon, erklärte, er hätte eine Entdeckung gemacht, die zum noch unkalkulierbaren Wohlstand Schottlands führen würde, aber da er leider nicht auf genügend Unterstützung für die Ausarbeitung seines Planes traf, der, wie ich glaube, das Färben von Stoffen betraf, teilte er dieses wertvolle Geheimnis niemals seinen Landsleuten mit. Es kann aber keinen Zweifel darüber geben, dass die Weber der Highlands, die in der Tat ohnehin schon sehr schön gestaltete und qualitativ hochwertige Teppiche herstellen, bei anständiger Unterstützung die Manufakturen von Kidderminster bald erreichen, wenn nicht sogar übertreffen würden.

Die unten abgebildeten Gefäße (S. 380) wurden aus verschiedenen Ausgrabungen als Muster für die Töpferwaren der alten keltischen Stämme Britanniens ausgewählt, und man muss zugestehen, dass sie weder an Schönheit noch an Form oder an Verzierung mangeln. Das mittlere Gefäß ist die verbreitetste Form der Urne. (198)

KAPITEL XIII.

DICHTKUNST UND MUSIK

Dass die Dichtkunst bei den Alten eine hohe Wertschätzung erfuhr, ist wohlbekannt. Es ist das ursprüngliche Vehikel, mit dem das Wissen vergangener Ereignisse der Nachwelt überliefert wurde und das Medium, über das Gesetze zuerst verbreitet wurden. Gesetzgebung und Religion sind zuerst eng miteinander verbunden, und die Dichtkunst ist der exzellente Helfer sowohl des einen als auch des anderen. Hesiod und andere griechische Dichter lebten lange Zeit vor Pherecides, der, laut Plinius, als Erster in Prosa schrieb, während die Abfassungen Homers einzeln für sich mündlich überliefert wurden, lange bevor sie gesammelt und in der heute bekannten Form zusammengestellt wurden.

In den ersten Tagen der Zivilisation waren die Eigenschaften von Priester und Gesetzgeber in einer Personvereint, woraus die Verbindung von Dichtung und den ersten Institutionen der Gesellschaft hervorging, denn die Geistlichen waren sowohl Poeten wie auch Musiker, und die Gottesdienste wie auch die moralischen Regeln wurden gleichermaßen in Verse gefasst. Vor der Zeit schriftlicher Aufzeichnungen überlieferten die Griechen ihre Gesetzein traditioneller Reimform, und in ihrer Sprache steht dasselbe Wort gleichzeitig für Gesetz und für Lied. Die Gesetzesvorschriften dieses Volkes wurden lange mündlich weitergegeben, bevor es erlaubt wurde, sie schriftlich niederzulegen. Der Fortschritt der Zivilisation sänftigte die in diesem aufgeklärten Volk, besonders bei den Spartanern, so starke Abneigung dagegen, die schriftliche Überlieferung der bisher in allgemein bekannten Versen eingeprägten Gesetze zu beginnen, aber wenn sie auf Tafeln in den öffentlichen Straßen geschrieben wurden, hielt man sich noch streng an die Reimform.

MÜNDLICHE ÜBERLIEFERUNG

Von dieser Verehrung für die mündliche Überlieferung war die keltische Rasse sehr stark durchdrungen; und das gesellschaftliche Leben der Gälen von Albin wurde dadurch geregelt, während ihre alten Institutionen bis heute gänzlich erhalten blieben. Dieses Prinzip existiert ja im Britischen Königreich tatsächlich noch bis auf den heutigen Tag, wo das allgemeingültige Gesetz des Landes ein bestimmter ungeschriebener aber anerkannter Kodex ist, der, laut der Meinung der besten Altertumsforscher, auf das druidische System der Gesetzgebung zurückgeht. Die wohlbekannte Praktik, in welcher der Recorder of London dem König seinen Bericht mündlich überbringen muss, ist höchstwahrscheinlich auf das gleiche System zurückzuführen.

Da der Hauptzweck, worauf die dichterische Komposition abzielte, es war, der Erinnerung eine Hilfestellung zu geben, wurde keine Mühe gescheut, das Gedächtnis zu üben. Die Pythagoräer, eine Sekte, ähnlich den keltischen Druiden, übten ihr Gedächtnis mit der größten Sorgfalt, indem sie morgens als aller erstes versuchten, sich an das zu erinnern, was sie am vergangenen Tag von morgens bis abends gemacht hatten, und wenn es die Zeit erlaubte, zählten sie auch noch die Tätigkeiten des Tages davor auf, des dritten vorhergehenden Tages, des vierten, und sogar noch weitere. In keiner anderen Form konnten die Überlieferungen eines Schrift unkundigen Volkes so wirkungsvoll weitergetragen werden als in Versform, die in den antiken Abfassungen sehr einfach war, eine Eigenschaft, die sich auf die frühe Dichtkunst aller Völker anwenden ließe. Das Lied des Moses besteht aus einer bestimmten Anzahl von Worten in jedem einzelnen Satz; ein System, das der Merkfähigkeit außerordentlich förderlich war. (199)

Die keltische Dichtung hat ungewöhnlich viel Gewalt und kann durch ihre eigentümliche Konstruktion leicht behalten werden; auch sorgte man sich sehr darum, die junge Generation die Überlieferungen der Vorväter zu lehren. Es war nicht nur nationale Pflicht, sondern  wurde auch als heilige Handlung verehrt, dass Eltern ihre Kinder mit den alten Gedichten vertraut machten. Die Äußerung eines amerikanischen Indianerhäuptlings, der auf dem gleichen Stand der Zivilisation lebte wie die alten Highlander, ist hier passend: „Als ich noch jung war, lehrte mich mein Vater die Überlieferungen und Gesetze des Volkes, Tag für Tag und Nacht für Nacht.“ Von Columba heißt es, er habe die keltische Praktik auf Iona bewahrt und überlieferte seine Richtlinien in Versform; ebenso schien es, dass in Irland historische Erzählungen nicht vor dem 12. Jh. in Prosa verfasst wurden.

Der Einfluss der Dichtkunst auf die alten Völker ist durch viele herausragende Beispiele beteugt. Tyrtaeus begeisterte die Lakedemonier mit dem Singen seiner Verse so sehr, dass sie das Glück auf ihre Seite brachten und siegreich hervorgingen. Die keltischen Barden spornten ihre Zuhörer zum Krieg an oder stimmten sie friedlich, einzig durch den Vortrag ihrer Gedichte. In dieser Rasse wurde die Gabe der Dichtung hochverehrt; die „Münder des Gesanges“ waren eine heilige Ordnung. Als Ovid in seiner Verbannung Gedichte in getischer Sprache schrieb, krönte ihn das bewundernde Volk mit Lorbeer und verlieh ihm viele Ehren und Privilegien.“

DER EINFLUSS DER DICHTKUNST

Die Zeremonien der heidnischen Theologie wurden in Versform durchgeführt, wobei die Bedeutung der Gedichte in Allegorien und Mystizismus gehüllt waren. Wahrscheinlich entgeht uns da nichts, was uns irgendwie nützte, wenn wir es wüssten, und diese Geheimnistuerei sollte wohl eher das einfache Volk ehrfürchtig machen, als vergangene Begebenheiten und nützliches Wissen vergangener Zeiten zu bewahren (man glaubt, die Verse des Orphic wären die Hymnen gewesen, die von den in die eleusinischen Mysterien Eingeweihten gesungen wurden. „Er, der in die Mysterien Eleusis eingeweiht wurde, oder die Orphic genannten Gedichte gelesen hat, wird wissen, was ich meine.“ – die historischen Aufzeichnungen wurden nicht vor denen verborgen, die sie studieren und verstehen konnten. Die Priester des Altertums waren nationale Geschichtsschreiber. Josephus’ Altertümer des jüdischen Volkes wurden den heiligen Büchern entnommen, und in den Geschichten der griechischen und römischen Theologie, welche die Abenteuer von Persönlichkeiten erzählen, finden wir nur undeutliche und überlieferte Fragmente, doch in den meisten Fällen, wenn sie aller Fabeln befreit sind, wahre Geschichte. Die alten Gedichte der Germanen waren, laut Tacitus, ihre einzigen Aufzeichnungen. Die Gesänge der Barden werden dargestellt, als enthielten sie hauptsächlich Hymnen an ihre Götter und Gedichte zur Lobpreisung der Ahnen, aber darin war die Chronik ihres Volkes enthalten, denn der Ursprung aller Völker ist in deren sagenvoller Geschichte mit dem ihrer Götter verbunden. Die keltischen Barden waren Mitglieder der Priesterschaft, und keine Klasse der Gesellschaft wurde bei den Alten mehr verehrt. Ob wir nun ihren Einfluss, den sie besaßen, betrachten, ihre Gelehrsamkeit oder poetische Genialität, sie sind eines der interessantesten gesellschaftlichen Systeme des Altertums und verdienen unsere ganze Bewunderung.

Die Lieblingsgesänge der Barden sollen diejenigen gewesen sein, welche die Erinnerung an ihre Ahnen feiern. Die Lobgesänge auf große Männer waren von einer Art religiösem Gefühl begleitet. Es war für die Lebenden nicht nur nützlich, den Mut einstiger Helden als Anreiz zur Nachahmung zu rühmen, sondern wurde auch als außerordentlich angenehm für die Verstorbenen angesehen – man glaubte tatsächlich, es wäre ein Mittel, um dem Geist zu einem glückseligen Zustand zu verhelfen und wurde folglich zu einer religiösen Zeremonie.

Aber sogar, wo dieser Aberglaube keinen Einfluss hat, führt ein Klagelied über einen verstorbenen Freund zur Befriedigung des menschlichen Geistes, und das Beispiel von Tapferkeit verfehlt selten den Zweck, die Jugend für den edlen Geist der Nachahmung zu inspirieren. Eginhart rühmt Charlemagne für das Aufschreiben und Auswendiglernen der Kriegslieder und Heldentaten seiner Vorfahren, und Asser zollt dem großen Alfres das gleiche Lob. Mit wie viel Wirkung die keltischen Barden die Praktik betrieben, bei ihren Zuhörern den Geist der Freiheit zu entflammen, ist allgemein bekannt. (200) Sie waren so einflussreich, dass die Unternehmungen des Volkes von ihnen gelenkt und kontrolliert wurden; und die von Suetonius in Anglesea so hart durchgesetzte römische Politik wurde von Edward I. nachgeahmt, in seiner blutigen Schlacht gegen die Cumri. Sogar Königin Elizabeth fand es notwendig, einige Gesetzte zu erlassen, um die Barden, sowohl in Irland wie auch in Wales, in die Schranken zu weisen.

DIE GEDICHTE DER BARDEN

Die Kompositionen der Barden, die die Wertschätzung und Großtaten der Helden erinnern sollten, die in der Folge in verschiedenen Epochen gewirkt hatten, waren eine Art Volkschronik, die den doppelten Zweck hatte, einmal vergangene Ereignisse zu dokumentieren und zum anderen die Jugend zur Nachahmung der tapferen Ahnen anzuspornen. Die Lebensläufe der aufrechten keltischen Staatsmänner und Helden wurden der Nachwelt überliefert und der Jugend als bildhaftes Beispiel zur Nachahmung präsentiert. Ihre Taten wurden in so gewalttätigen Versen aufgeführt und nationale Unglücke in solch bildhafter Sprache geschildert, dass die Zuhörer zu den verwegensten Heldentaten aufgestachelt waren. Anlässlich einer diplomatischen Mission, die die Römer zu Attila sandten, trugen ihm zwei Barden ein Gedicht vor, dass seine Siege rühmte, und der Vortrag war so ergreifend, dass während die jungen Männer in Begeisterungsstürme ausbrachen, die Alten Tränen des Bedauerns darüber vergossen, dass ihre Vitalität geschwunden war. Die geistigen Ergüsse Nelans, eines Barden aus Erin (Irland), der mächtiger war als der weise Rat des christlichen Primas, stachelte in der Zeit Henrys VIII. zur Rebellion gegen Lord Thomas Geraldine auf. Die großartigen Strophen, in den die Heldentaten der Häuptlinge von Morven gerühmt wurden, beseelten die Gälen noch bis zum Niedergang des Bardentums und der Zerrüttung ihrer Ordnung, und sie bleiben dennoch, auch in der Übersetzung, Beispiele höchst bewundernswerter Komposition. Von Diodorus erfahren wir, dass die Barden die Macht hatten, einen Feldzug zu verhindern, sogar dann, als die Speere schon zum direkten Angriff erhoben wurden. Dieser starke Einfluss wurde wahrscheinlich durch ihre religiöse Eigenschaft noch verstärkt, kraft derer sie bestimmen konnten, zu welchem Zeitpunkt ein Kampf vorteilhaft wäre, bezüglich dessen uns die Iren berichten, dass das Schwenken der „Kette der Ruhe“ das Signal dafür war, einen Kampf abzusagen oder abzubrechen.

Die Praktik, Truppen durch den Gesang von Heldengedichten anzuspornen, gibt es seit ältester Zeit. Tyrtaeus, der Lakedemonier, der 680 Jahre vor unserer Zeitrechnung auf dem Höhepunkt seines Wirkens war, verfasste fünf Bücher mit Kriegsversen, von denen noch einige Fragmente überdauert haben sollen. Tacitus erwähnt die alten Gedichte der Germanen, von denen sich einige auf den Ursprung dieses Volkes bezogen, und die Sammlung vergrößerte sich weiter, denn es war die Aufgabe der Priester oder Barden, an Begebenheiten zu erinnern, die Tugendhaftigkeit der Helden zu rühmen oder ihre Laster anzuprangern. Ein Gedicht, das die Verdienste des Arminius rühmte, eines für seinen Freiheitskampf berühmten Helden, wurde zur Zeit Tacitus’ verfasst. (201)

DIE AUSBILDUNG DER BARDEN

Es war nicht nur im Krieg und vor einem Feldzug, dass die Barden ihre aufwühlenden Kompositionen rezitierten; jeder Chief war ständig von einer Anzahl dieser Poeten umgeben, die ihn bei Tisch unterhielten und seinen Mut, wie auch den seiner Anhänger, durch ihre wortgewaltigen Vorträge entflammten. Die liberale Art und Weise, in der dies ablief, zeigt, für wie unverzichtbar ihre Dienste gehalten wurden, und als Gegenleistung für so viel Respekt waren die Barden sehr darauf bedacht, ihre Herren zufrieden zu stellen und ihren Ruhm zu loben. Dieser Beruf war, und ist sogar in jüngerer Zeit, nicht leicht zu erwerben. Er war zwar erblich, aber es war ein langes Studium und ein Leben mit kontinuierlicher Übung notwendig, um geeignete Qualifikationen und den gebührenden Erfolg zu erreichen. In einem Werk von Cambray, Mitglied der Keltischen Akademie in Paris, heißt es, dass das Wissen der Druiden 60 000 Verse umfasste, von denen die der ersten Klasse auswendig gelernt werden mussten. Der irische Barde musste, laut Walter, zwölf Jahre studieren, bevor er in den Orden, den Ollamh, aufgenommen wurde, wo er sich in einer dreijährigen Probezeit vervollkommnete, die den vier Hauptzweigen der Dichtkunst gewidmet war. Campion sagt, sie verbrachten zwanzig Jahre in ihrer Lehre und sprachen Latein wie eine gewöhnliche Sprache. „Ich habe gesehen,“ schreibt er, „wie sie Unterricht hielten, zu zehnt in einem Raum, auf Lagen aus Stroh herumkrochen, mit den Nasen in ihren Büchern und flach auf dem Boden liegend.“ Dies bezieht sich auf eine vergleichsweise späte Periode, aber es zeigt, dass ihre erworbenen Kenntnisse nicht auf Aberglauben beruhten und dass ein üblicher Unterricht für einen Anwärter dichterischen Ruhmes nicht ausreichend war. (Die letzte Filean-Schule gab es in Tipperary, zur Zeit Charles I.) Wurde ein Student in den Bardenstand aufgenommen, ehrte man ihn mit dem Rang des Ollamh, oder Doktors, und er erhielt eine Ehrenmütze, genannt Barred. Im Jahre 192 war in Irland der gesetzmäßige Preis für das Gewand eines Ollamh, und eines Anra oder zweiten Dichters, auf fünf Milchkühe festgesetzt. Concovar MacNessa, König von Ulster, ist in der irischen Geschichte als Errichter von sieben Graden im Orden des Fileas aufgeführt, und es heißt von ihm, dass er ursprünglich die beiden Ämter des Seanachaidh und des Breitheamh innehatte. Die sieben Grade waren der Fochlucan, der auf Wunsch dreißig verschiedene Sagen erzählen musste; der Macfuirmidh, der vierzig erzählen musste; der Doss, der fünfzig Sagen erzählte; der Canaith, dessen Name scheinbar von canadh = singen abgeleitet war; der Cli, der Anstruth, genannt nach an = gut und sruth = Wissen; und schließlich der Ollamh, der sieben mal fünfzig Geschichten in sein Gedächtnis aufnehmen musste. Eine Auflistung ihrer verschiedensten Aufgaben, ob wahr oder nur angenommen, kann in Walkers History of the Bards nachgelesen werden. Die irischen Quellen sind außerordentlich zweifelhaft, aber aus anderen Nachweisen geht hervor, dass die verschiedenen Ämter des Berufes auf getrennte Personen übertragen wurden. Die Schotten beider Länder hatten ursprünglich ihre Ferlaoi oder Hymnensänger; den Ferdan, der die Ruhmeslieder auf Gott und die Heldenhaften sang; und die Seanachaidh oder Seanachies, denen die Aufzeichnung von Ereignissen und die Überlieferung der Familiengeschichte oblag, aber zur Zeit des Niedergangs dieses Systems lagen diese Ämter notwendigerweise oft in der Hand einer einzigen Person.

Die caledonischen Barden fungierten als eine Art „Aides-de-camp“ des Chief, und vermittelten seine Befehle den Chieftains und ihren Anhängern, ein Amt, das meine Erklärung des Beum Sgiath oder Schildschlages zu bestätigen scheint. Als Fingal sich zurückzog, um den Krieg zu betrachten, „begleiteten ihn drei Barden, um seine Worte zu den Chiefs zu tragen.“ (202) Jeder Chief schien einen Haupt- oder Lieblingsbarden zu haben, ähnlich dem walisischen Hausbarden, der seinen Herrn immer begleitete. Die Barden ermunterten im Krieg ihre Kameraden und unterhielten sie in den Stunden der Dunkelheit – „Lied für Lied ließ die Nacht zu etwas Gewöhnlichem werden.“ Auch war dieser Teil ihres Amtes nicht allein auf das Schlachtfeld beschränkt; sie trösteten ihren Meister nach den Strapazen des Tages und besänftigten seine Gedanken durch ihre tugendhaften und unterhaltenden Vorträge. Der Barde war ein wichtiges Mitglied des Comhairlich, oder er führte den Vorsitz der Ratgeber und leitete in seiner beruflichen Eigenschaft ihre Beratungen. „So wie es jedermanns Pflicht war, das Ohr seines Chief mit nützlichen Wahrheiten zu füllen, so galt diese Pflicht insbesondere für die Filea, da diesen nur die Fürsten ihr Ohr liehen.“ Einige kuriose Besonderheiten finden sich im Ossian. Als ein Barde von Torlath eine Aufforderung zum Krieg überbrachte, vermied er es, das Lied selbst zu singen oder den Barden des Cuthullin zuzuhören, die ihn zur Teilnahme an ihrer Beifallsbekundung einluden, doch als er sich davon distanzierte, sang er ein Stehgreiflied, das sich, in mystischer Sprache, auf die kommende Schlacht bezog. „Die Meteore des Todes sind da,“ sagt er, als er zum Hügel blickt, „die grauen Gewässer formen die Geister.“ Dies muss als Coronach betrachtet werden, das im Voraus über den bevorstehenden Fall der Gälen gesungen wurde, und es ist seltsam, dass Cuthullins Barde mit einstimmte.

ÄMTER DER BARDEN

Eine wichtige Aufgabe der Barden war die Bewahrung der Geschichte über die Abstammung des Chiefs und des Stammes, die auf Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen feierlich wiederholt wurden. Der einzig verbleibende Zweck, für den sie von den Highlandern überliefert wurde, war es, die wortgetreue Geschichte jedes einzelnen ihrer Clans zu bewahren.

Lachlan Mac Neil, mhic lachlan, mhic Neil, mhic Donald, mhic Lachlan, mhic Neil more, mhic Lachlan, mhic Donald, erklärte zum Nachnamen MacMhuirich, dass nach seinem Wissen er der Achtzehnte in der Nachfolge des Mhuireach sei, dessen Nachfahren im Clan-Rannald das Amt des Barden ausübten, und sie besaßen, als Gehalt für ihr Amt, die Farm von Staoiligary und vier Pennys von Drimisdale über fünfzehn Generationen, dass sie in der sechzehnten sie die vier Pennies verloren, aber die siebzehnte die Farm von Staoiligary für neunzehn Jahre behielt, und dass ihnen ein Recht auf das Land eingeräumt wurde, solange es einen aus der Nachfolge der Mhuireachs gäbe, der die Geschichte der MacDonalds bewahre und überliefere, unter der Bedingung, dass der Barde, sollte er keinen männlichen Nachkommen haben, seines Bruders Sohn unterrichte oder einen Stellvertreter, um ihren Titel im Lande zu bewahren, und infolge dieses Brauches wurde sein Vater im Lesen und Schreiben von Geschichte und Gedichten durch Donald MacNeil, mhic Donald, unterrichtet, seines Vaters Bruder. Der letzte dieses Geschlechtes, der laut Dr. MacPherson „ein beachtlicher Literat war und, wie seine Ahnen, seine Ausbildung in Irland erhalten hatte und  einigermaßen gut Latein sprach,“ war Barde, Ahnenforscher und Seanachaidh. (203)

Wegen ihres alten Wissens hießen die Barden Seanachaidh, von sean = alt, ein Titel, entsprechend dem walisischen arvydd vardd, ein Amtsträger, der später vom Staat ernannt  und dessen heraldische Arbeit vom English College of Arms anerkannt wurde. Sie nahmen an Geburt, Hochzeit und Begräbnis aller Personen hoher Abstammung teil, und das marwnod oder Klagelied, was sie für letzteres Ereignis dichteten, „musste wahrheitsgemäß und in voller Länge die Abstammung des Verstorbenen von acht direkten Ahnen enthalten – um die verschiedenen Nebenlinien der Familie bekannt zu machen und dem noch lebenden Ehegatten oder der Ehegattin zu gedenken. Dies zeichnete er in seinen Büchern auf und übergab dem Erben, etc.,  eine genaue Kopie davon; und dies wurde am Tag nach dem Begräbnis mit lauter Stimme vorgetragen, wenn alle Hauptzweige der Familien und ihre Freunde in der großen Halle des Hauses versammelt waren. Er machte auch Besuche, genannt „the bard’s circuit“ der Rundgang des Barden, die er alle drei Jahre zu den Häusern der Edelleute unternahm, wo er ihre Wappenbücher registrierte und korrigierte. Viele dieser Bücher existieren noch und sind mit dem Namen des Barden oder des Hauses, dessen Auszeichnungen es enthält, und einige der Wappenvergaben gehen bis auf das Jahr 1703 zurück. Eines der walisischen Triadengedichte erinnert an die drei Herolde in den goldenen Roben, Caswallon, Sohn des Beli, etc. Der Barde bekam ein Gehalt von jedem Stück bebauten Landes, und der Chief wurde „King of the Bards“ genannt“

DAS ANSEHEN DER BARDEN

Es wurde viel dafür getan, um das Bardensystem im Fürstentum wieder einzusetzen, oder wenigstens zur Cumraeg-Poetik und –Musik zu ermuntern, und viele verdienstvolle Personen haben schon schmeichelnde Ermunterungen erfahren. Ich glaube, dass die Könige Großbritanniens immer einen walisischen Barden hatten. In den Gesetzestexten von Hwyel Dha heißt es, dass bei einem Fest der Barde zuerst zum Lobe Gottes und dann zum Lobe des Königs singen solle, und die Strafe für seine Beschimpfung oder Beleidigung bestehe aus sechs Kühen und 120 Silberpennies, wobei sein Wert auf 126 Kühe geschätzt wird. An der Tafel wurde ihm ein Platz zugewiesen, der seinem Rang gebührte. Unter der Herrschaft Harald Harfagers saßen die Barden oder Skalden direkt neben dem König. Das Aois-Dana der Gälen erwähnte gegen Ende des 17. Jh., dass wer den Anschein hat, zu einer bestimmten Klasse der Barden zu gehören, dieser im Sreath oder Kreise der Chiefs sitzen und die Vorzüge eines Ollamh oder Doktors genießen solle, des Titels, der nach Abschluss des Bardenstudiums verliehen wurde. Ihre Personen, Häuser und Dörfer waren heilig. Der Respekt gegenüber den Barden blieb auch nach Einführung des Christentums bestehen, wobei die von ihnen gelehrten Gebote nicht beanstandet wurden und auch die frühen Missionare sie in hohem Maße zu verehren schienen. Columba hatte eine besondere Beziehung zu ihnen und wurde im Jahre 580 auf der berühmten Ratsversammlung von Drumceat sogar ihr Fürsprecher, wo er erfolgreich zwischen den Iren und dem König vermittelte, der mit ihrer Ausrottung drohte, da ihre Überheblichkeit unerträglich geworden sei und sie schließlich auf die Verleihung der königlichen Spange und Nadel bestanden; ein viel zu kühner Anspruch, um anstandslos bewilligt zu werden. Die Ehren, mit denen diese gesellschaftliche Gruppe überhäuft wurde, ließen sie sich selbst vergessen. In Wales wuchs ihre Arroganz auf solche Höhe, dass es notwendig wurde, sie in die Schranken zu weisen, da sie das Pferd, den Windhund oder den Falken des Königs forderten. (204)

DIE GEDICHTE OSSIANS

Kein Ereignis in der Literaturgeschichte hat so viel Erstaunen und Neugier bewirkt wie die Veröffentlichung dieser alten gälischen Gedichte, gewöhnlich als ossianisch bezeichnet, nach dem Namen des wohl bemerkenswertesten caledonischen Barden. Denjenigen gegenüber, die mit der Gesellschaftsstruktur der schottischen Highlands nicht vertraut sind und bis heute beklagenswert war die Ignoranz bezüglich dieses Teils des Königreichs; die Existenz solch alter, traditioneller Dichtkunst erschien unmöglich, und Skeptizismus, bestärkt durch den unerklärlichen Vorbehalt des Übersetzers, verlieh ihm Ehren und schrieb ihm Verdienste zu, denen er keinesfalls würdig war – nämlich der Autor der fraglichen Gedichte zu sein. Die öffentliche Meinung war geteilt in Bezug auf die Echtheit der Gedichte Ossians, aber allgemein glaubte man zuerst, sie seien eine unverschämte Fälschung, und die Talente vieler gelehrter Persönlichkeiten wurden bemüht, um das Werk zu entlarven. Ihre Aufsätze dazu hatten einmal eine Zeitlang großes Gewicht, während die einzig befriedigende Antwort auf ihre Einwände nicht veröffentlicht wurde. Die Bewunderer dieses herausragenden Barden und die Verteidiger seiner Gedichte wurden schließlich durch die Veröffentlichung der Originale getröstet, auf Betreiben der wahrhaft patriotischen Highland-Society. Eine Verbeugung vor diesen höchst interessanten Relikten wäre ausreichend, aber in Übereinstimmung mit dem Aufbau dieses Werkes möchte ich mich bemühen, die Verfahren aufzuzeigen, mit denen seine Überlieferung bewerkstelligt wurde – Verfahren, die in Europa schon nicht mehr existieren und die, nachdem sie seit Beginn der Geschichtsschreibung ununterbrochen bestanden, mit dem Gesetzesbeschluss von 1743 ihren Todesstoß erhielten.

Die Geschichte der Kelten, ihre Gesetze und Gebräuche wurden in Gedichten überliefert, die ihre einzigen Aufzeichnungen darstellten. Es wurde schon aufgezeigt, dass der traditionelle Vers das einzige Medium war, mit dem die frühen Griechen ihre wichtigsten Gesetze übermittelten und die Erinnerung an vergangene Geschehnisse, und dass es keinesfalls ein „klägliches Hilfsmittel“ war, ist ganz offensichtlich. Die mündliche Aufzeichnung der Germanen war zur Zeit Tacitus’ schon veraltet, aber ungeachtet der Schwankungen und Rückläufigkeit dieses Volkes, waren diese Aufzeichnungen sogar im 8. Jh. noch nicht vergessen. Die Lusitanier hatten Gedichte, von denen sie behaupteten, sie wären zweitausend Jahre alt.

Wenn wir uns überlegen, dass die Überlieferung dieser Volkschroniken dem Druidenstand anvertraut wurde und ein Punkt größter öffentlicher Sorge war, und wenn wir überlegen, dass dem Stolz des Einzelnen, dessen eigene Großtaten oder die seiner Ahnen gerühmt wurden, durch die Aufzeichnung ihrer Ruhmestat geschmeichelt wurde, fallen uns starke Motive auf, die der Überlieferung dieser einzigartigen historischen Denkmäler behilflich sind. Es wird auch nicht vergessen, dass dieses persönliche Gefühl im ganzen Volk verbreitet war, denn wenn die Erinnerung an einen Chief als würdig empfunden wurde, in den ausdrucksvollen Zeilen der Barden gerühmt zu werden, so fühlten sich seine Anhänger, bewirkt durch die Blutsbande, sehr mit dem Ruhm ihrer Clansleute verbunden und waren deshalb sehr daran interessiert. (205) Dass die Kelten die mündliche Aufzeichnung der schriftlichen vorzogen, ist bedauerlich, da dieser Voreingenommenheit der Verlust vieler Informationen, die wahrscheinlich sehr seltsam aber höchst aufschlussreich gewesen wären, zuzuschreiben ist; aber da sowohl die Prinzipien wie auch die Praktiken der Druiden der Literatur feindlich gegenüberstanden, können wir heute nur noch Nachforschungen über dieses eigentümliche System anstellen, dem sie folgten, und wenn wir Obengenanntem seine gemeinsame Wirkung zuerkennen, zusätzlich zu dem anderen mächtigen Effekt, dass ihr größtes Vergnügen es war, sowohl öffentlich wie auch privat, ihre Gedichte vorzutragen, so muss doch ein großer Teil unserer Verwunderung über die lange Überlieferung der Kompositionen der Barden schwinden.

Viele derjenigen, die es für unmöglich halten, dass Gedichte oder prosaische Erzählungen über irgendeinen Zeitraum hinweg ohne schriftliche Niederlegung überliefert werden können, berücksichtigen nicht die damalige Gesellschaftsordnung. Die Jugend das traditionelle Wissen ihres Landes zu lehren, war damals ein Zweig des sorgfältigsten Unterrichtes, und dieses Wissen war in Verse gekleidet. Wenn ein druidischer Novize zwanzig Jahre damit zubrachte, dass für sein Amt nötige Wissen auswendig zu lernen, kann man sich einigermaßen einen Begriff von der Menge an Wissen machen, das die Söhne der oberen Klassen als notwendig befanden sich anzueignen. Die ausgesuchtesten Gedichtwerke wurden uns auf die gleiche Weise überliefert wie die Werke Ossians. Die Gedichte Homers wurden in gesonderten Teilen überliefert, genannt Rhapsodien, wie „Der Krieg auf den Schiffen, Der Tod des Dolon“, etc., lange bevor sie ihre heutige Form angenommen hatten; während die Athener es als notwendig erachteten, demjenigen eine Belohnung zu geben, der die authentischsten Überbleibsel der Ilias oder der Odyssee beschaffen konnten, bevor sie überhaupt in der Lage waren, die Werke so zu produzieren, wie wir sie heute kennen. Sogar seit Beginn des christlichen Zeitalters ist die Fertigkeit, traditionelle Gedichte vortragen zu können, als Qualifikation anerkannt, die auch höchsten Fürsten nicht schlecht stand. Charlemagne ist für seine Talente auf diesem Gebiet berühmt, die in einem barbarischen Stil die Feldzüge der ersten Könige erzählen.

Das Gedichte von sehr hohem Alter zur Zeit Ossians existierten, ist durch die oftmaligen Anspielungen, die er auf die „Lieder der Alten“ und die Barden früherer Jahre macht, ganz offensichtlich. „Du sollst überdauern, sagte der Barde der alten Tage, nachdem das Moos der Zeit in Temora wird wachsen; nachdem der Schall der Jahre in Selma wird donnern.“ Das Tain-Bo, oder Rinderpergament von Cualgne, das an ein 1838 Jahre zurückliegendes Ereignis erinnert, soll das älteste Gedicht in gälischer Sprache sein. Das Albanach Duan, ein Gedicht aus der Zeit Malcolms III, aus dem Jahre 1056, das ein unbestreitbares Relikt ist, muss aus mehreren Gedichten zusammengestellt worden sein, die weit älteren Datums sind, und dies wird von denjenigen zugegeben, die am meisten für ihren Skeptizismus als für keltische Literatur bekannt sind.

Die ausgedehnten Diskussionen über die Echtheit der Gedichte, die den caledonischen Barden zugeschieben werden, enthebt mich, in großem Maße, der Aufgabe, ausführlich für ihr hohes Alter zu sprechen. „Die Gedichte des Ossian,“ sagt Gibbon, „wurden, laut aller Hypothesen, von einem eingeborenen Caledonier geschrieben.“ Die Epoche dieses Caledoniers war das Ende des dritten Jahrhunderts. Als Berichte über MacPhersons Veröffentlichung dieser Gedichte und den Meinungsstreit, den sie auslöste, die Highlands erreichten, waren die Einheimischen sowohl über die Zweifel an deren Echtheit überrascht, wie auch über die unzureichend erfolgte Sammlung und die mangelhafte Übersetzung. Wegen des großen Interesses daran waren sie nicht wenig verstimmt darüber, dass die Erinnerung an ihren so verehrten Dichter nicht etwas mehr gewürdigt wurde. „Es gibt bei uns unendlich mehr zu finden,“ sagt MacDonald of Killepheder in seiner Stellungnahme, „als das, was MacPherson von den Werken Ossians übersetzt haben soll; und das bei vielen Personen, die diesen Mann niemals gesehen, niemals seinen Namen gehört hatten und der englischen Sprache völlig unkundig sind.“ (206) Rev. Donald MacLiodof Glenelg schreibt darum im Jahre 1764 an Dr. Blair: „MacPherson hat sich viel zu wenig Zeit genommen, um alles komplett zu sammeln; da die Werke Ossians über die ganzen Highlands verstreut sind, gibt es keinen Clan, durch dessen Land man reist, bei dem man nicht irgendeines dieser Gedichte findet, das es sonst nirgendwo gibt.“

Die Kenntnis dieser Gedichte war nicht auf die Highlands beschränkt. Aus der Geschichte von Robert Bruce, geschrieben um 1380 von Barbour, Archidiakon von Aberdeen, erfahren wir, dass sie in den Lowlands wohlbekannt waren. Im dritten Buch heißt es: als der Lord of Lorn sah, dass seine Truppen es wagten, nicht dem Feind zu folgen, wurde er „rychtangry in his hert,“ und sprach

-„methink Marthokys son,

Rycht asGaul Mac Morn was won,

To haif fra Fingal his menzie,

Rycht swa all hys fra us has he.”

Boethius nennt den König von Morven, hinsichtlich der legendären Geschichten, die über ihn gesungen wurden, Fynnan filius Coeli; und Gawin Douglas spricht von Gow Mac Morn und Fyn Mac Coul, -

„My foir grand syr hecht Fyn Makoull,

That dang th deil and gart him yowl.”

Fingal und Ossian sind in MacGeoghangan’s Ireland aus dem Jahre 1627 erwähnt. Eine Handschrift im Britischen Museum, wie Pinkerton bemerkt, bezieht sich ebenfalls auf sie; und Buchannan erwähnt in seiner Geschichte der Buchannans und anderen Clans „einfache Reime über Fin M’Coel.“

(Ewen MacPherson, 73 Jahre alt, der im Jahre 1800 die Erklärung abgab, dass er den Übersetzer zu einigen der Inseln begleitete, erzählt die folgende Anekdote seines Reisegefährten: Nach dem Zusammentreffen mit MacCodrum, einem Abkömmling der Klasse der Barden, fragte er ihn, „a bheil dad agad air an Fhein?“ Diese Frage könnte aufgrund der Ungenauigkeit oder der Ungelenkigkeit des Gälischen noch eine andere Bedeutung haben: Sind die Fingalier Ihnen etwas schuldig? Worauf MacCodrum, der ein Mensch mit Humor war, die Gunst der Stunde nutzte und antwortete, dass „falls sie ihm wirklich etwas schuldig wären, die Verpflichtungen und Schuldscheine ja schon verlorengegangen seien, und er glaube, dass jeder Versuch, sie heute wiederzubeschaffen, vergeblich wäre;“ worauf der geistreiche Spruch MacCodrums MacPherson beleidigte, der daraufhin das Gespräch abkürzte und sich auf den Weg nach Benbecula machte.)

All diese unbestreitbaren Tatsachen zeigen, dass die der Welt nun vorliegenden Gedichte früher in ganz Schottland und Irland wohlbekannt waren; und es muss dazu erklärt werden, dass wie sehr auch immer wir Mr. MacPherson zu Dank verpflichtet sind, dieser Dank mit anderen geteilt werden muss; denn außer den Teilübersetzungen von Jerome Stone und Mr. Hill, die Teile dieser Gedichte einige Zeit vor MacPherson veröffentlichten, wurde schon lange vorher eine umfangreiche Sammlung von Doktor Smith of Campbelltown angelegt, die er später unter dem Titel „Gallic Antiquities“ zur Veröffentlichung freigab. Dieser Herr war ein Einheimischer aus Glenurchy und hörte einen alten Mann, den man Doncha rioch MacNicol nannte und der für sein traditionelles Wissen bekannt war, viele Gedichte Ossians aufsagen. (207) Die Fletchers aus Glenforsa waren genauso berühmt für ihre Vorträge. Mr. MacDonald, ein Priester aus Moidart, kennt ein ganzes Gedicht, dass sich den Nachforschungen MacPhersons entzogen hatte; und „Cath Benedin,“ so Rev. Donald MacLeod, wurde erst wiederentdeckt, als die Sammlung schon veröffentlicht war, dabei hält er dieses Gedicht für wichtiger als alle anderen. Ein Mr. Mac Diarmid of Weem aus Perthshire besitzt Ossians „Adresses to the Sun”, so wie sie 1770 in Carthon und Carricthura erschienen, in der Wiedergabe eines alten Mannes aus Glenlyon, der sie in seiner Jugend von Leuten aus dem gleichen Glen lernte. Es sollte hier noch angemerkt werden, dass besonders auf dieses schöne Gedicht als himmelsschreiende Fälschung hingewiesen wurde.

Captain John MacDonald of Thurso, früher of Breakish auf der Insel Sky, und der MacPherson mit einigen der Stücke aus seiner Sammlung belieferte, erklärte am 12. März 1805 im Alter von 78 Jahren, dass er als zwölfjähriger Junge ein- bis zweihundert Gedichte aufsagen konnte, die er von einem alten, etwa 80 Jahre alten Mann gelernt hatte, der sie seinem Vater beim Zubettgehen vorzusingen pflegte, sowie im Frühling und Winter bevor er aufstand. Niel MacMhuireach sagte Rev. Mr. MacNiel das ganze Gedicht des Clan Usnoch auf, das von MacPherson Darthula genannt wurde. Malcolm MacPherson, in Portree, Isle of Skye, Sohn von Dougal MacPherson, der Landpächter in Benfuter, in Trotternish, war, ebenso auch ein außergewöhnlicher Barde, erklärte unter Eid vor zwei Friedensrichtern (Laienrichtern), dass sein Bruder, der 1780 starb, vier Tage und vier Nächte lang vor MacPherson rezitierte.

Das Gesagte zeigt, hoffentlich, dass es nichts gab, was die Überlieferung von Gedichten über so viele Jahrhunderte hinweg unmöglich gemacht hätte; ja, dass sie unter solchen Umständen auch kaum verloren gehen konnten, und überzeugt hoffentlich die Skeptiker, dass solche Gedichte glücklicherweise vor dem Vergessen bewahrt und in großer Reinheit bis in unsere Tage überliefert werden konnten.

Bis jetzt wurde noch nichts über gälische Manuskripte gesagt, von denen Dr. Johnson und viele andere glauben, dass man keine mehr davon finden könne, es sei denn solche heutigen Datums.

Die Highland-Society hat heute verschiedene Manuskripte in ihrem Besitz, Versionen der Gedichte Ossians aus verschiedenen Epochen, deren älteste Exemplare der verstorbene Mr. Astle, Verwalter der Aufzeichnungen im Tower und ein fachkundiger Richter, auf das 9. Jh. datiert. Dies reicht natürlich nicht bis in die Epoche zurück, in der der Barde wirkte, aber es widerlegt die Behauptungen derjenigen, die sagten, es hätte nie schriftlich niedergelegte Gedichte gegeben. Ich denke, Dr. MacPherson spricht sehr vernünftig, wenn er sagt: „Wir verfügen über viele alte Manuskripte abgeschlossener Stücke aus Ossians Werken, und diese könnten von anderen, noch älteren Manuskripten abgeschrieben worden sein.“ Dr. Smith weist auf eine Überlieferung hin, laut der MacAlpin Ossians Gedichte einem niedrigeren Niveau anpasste, als er sie vortrug; und aus einer anderen Überlieferung, die hier nicht wiederholt zu werden braucht, erfahren wir den Grund ihrer Zerstörung. Die Schotten, wie man es aus einem anderen Teil dieses Werkes erfahren kann, waren schon sehr früh mit dem Gebrauch der Schrift vertraut und hoben sich in ganz Europa durch ihre Gelehrsamkeit hervor.

Einige der Erklärungen dieser Personen, die sich mit diesem Thema befassten, beweisen zufriedenstellender, dass Manuskripte existierten und zeigen die Mittel auf, mit denen die interessanten und schönen Dichtungen der gälischen Barden überliefert wurden, weit zufriedenstellender als jedes meiner Argumente, während es gleichzeitig den früheren Stand dieser gefeierten Gesellschaftsschicht beleuchtet.                                                             

Der schon erwähnte Hugh MacDonald aus Killepheder in South Uist sagt in seinem Testament laut Übersetzung, dass der letzte Barde der Familie MacDonald „John MacCodrum war, der Land und Unterhaltsmittel von Sir James MacDonald bekam, sowie von seinem Bruder und direkten Nachfolger, dem verstorbenen Lord MacDonald. John MacCodrums Vorgänger war Duncan MacRuari, der als Barde und durch Erbschaft, die Ländereien im Distrikt von Trotternish auf Skye besaß, genannt Ach na’ m’Bard (Das Feld des Barden), und seine Nachfahren, wie auch die Nebenlinien seiner Familie, heißen bis auf den heutigen Tag Clann  `a Bhaird.“ Er berichtet, dass die Barden des Clan Rannald ihre Ländereien unter der ausdrücklichen Bedingung besaßen, die mit der Familie verbundene Geschichte und Dichtkunst aufzuschreiben; und fährt fort: „es gibt ein noch vorhandenes Gedicht, das von einem von ihnen, Niel Mor MacMhuirich, für die MacDonalds verfasst wurde, kurz vor der Schlacht von Gariach, genannt die Prosnachadh cath Gariach. Als Zeugnis der hohen Ehren, in denen man die Barden hielt, brauche ich nur zu erwähnen, dass als der Chief der MacLiods Mac gilli Riabhich, den Familienbarden, entließ, MacDonald diesem die Gastfreundschaft gewährte und ihm Ländereien der Farm von Kilmorey in Trotternish gab, die bis heute den Namen „Baile gilli Riabhich“ tragen. (208)

MacMhuireach, aus dessen Testament ein Teil auf den vorhergehenden Seiten wiedergegeben ist, erinnert sich gut daran, dass auf Pergament geschriebene Werke von Ossian in der Obhut seines Vaters waren, so wie er sie von seinen Vorfahren bekommen hatte, einige in der Form von Büchern und einige in loser Form, welche neben den Werken Ossians auch die anderer Barden enthielten. Er versicherte, dass das Leabhar Dearg, oder rote Buch, lange in Besitz seines Vaters war, der es von seinen Vorfahren erhalten hatte. Es war aus Papier und enthielt einen großen Teil der Geschichte der Clans, von verschiedenen Autoren geschrieben. Er erinnerte sich gut daran, dass der Clan Rannald seinen Vater dazu veranlasste, das Rote Buch James MacPherson aus Badenach zu überlassen. Einige Pergamente, so glaubte er, wurden von Rev. Alexander MacDonald und seinem Sohn Ronald entwendet, aber er sah andere Pergamente, die von Schneidern als Schnittmuster zerschnitten wurden. (Rev. Angus MacNiel aus South Uist gab im Jahre 1763 an, dass der ClanRannald ihm mitteilte, ein Band wäre von einer unwürdigen Person nach Irland mitgenommen worden. Ewan MacPherson bezeugte die Ablieferung des obengenannten Bandes an den Übersetzer, aber auch dieser Band scheint verlorengegangen.) Da er keine Ländereien mehr besaß und nicht lesen gelernt hatte, erachtete er sie nicht als wertvoll. Diese Erklärung unterschrieb er vor Roderick MacLeod, J.P., in Gegenwart von sechs weiteren Geistlichen und Edelmännern. Dr. MacPherson kannte den letzten dieser Barden, die im Dienste der Lords of the Isles standen, bevor sie zum Clan Rannald wechselten. Er war ein beachtlicher Literat, verstand Latein und erhielt, wie seine Ahnen, seine Ausbildung in Irland. Er reiste um 1735 durch das Land, las und trug Gedichte aus einer Handschrift vor.

Malcolm MacPherson, in Portree, gab dem Übersetzer des Ossian einen etwa 4 cm dicken Band, der die Werke des Barden enthielt, den er sich bei Loch Carron besorgt hatte, als er noch ein Neuling war. Lord Kames erwähnt in seinen „Sketches of Man“ vier Bücher des Fingal, die MacPherson auf Sky erwarb. Mrs. Fraser aus Culbokie hatte einen Manuskriptband der Gedichte Ossians, der von Peter MacDonell, Kaplan des Lord MacDonell of Glengary, zur Zeit der Restauration geschrieben wurde, wie weitere Bände, die ihr Sohn mit nach Kanada nahm. Es heißt, dass Dr. Watson, Autor der „Lives of Fletcher and Gordon“, in Rom ein Manuskript dieser Gedichte entdeckte, das nach der Rebellion von 1715 fortgeschafft wurde. Eine einst in der schottischen Akademie von Douay befindliche Handschrift, über die vor 1715 von einem Mr. Farquharson viel geschrieben wurde, enthielt all die von MacPherson wiedergegebenen Stücke, nebst vielen anderen. Mr. Farquharson hinterließ, bevor er nach Douay ging, eine ähnliche Sammlung in Brae-Mar, die unglücklicherweise zerstört wurde, aber er dachte, es ließe sich leicht eine weitere Sammlung erstellen. „Er war sich der schnellen, der unglaublichen, der totalen Veränderung, die in den schottischen Highlands stattfand, nicht bewusst.“ „Dreißig oder vierzig Jahre zuvor,“ so die Verfasser des Berichts über die Gedichte des Ossian im Jahre 1803, „war die Zahl der Personen, die Geschichten und Gedichte vortragen und gälisch schreiben konnten, sehr viel größer als heutzutage.“ Seit 1745 ist die Freizeitunterhaltung Geschichten anzuhören kaum noch bekannt.

Für die jungen Frauen eine Baile oder Weilers, der aus vier bis zwanzig Familien bestand, war es normal, ihre Arbeiten abwechselnd zu jedem Elternhaus zu bringen. In dieser Gesellschaft geschah das Lernen ohne störenden Arbeitseifer, und die Freude des Gebens und Nehmens von Wissen war auf beiden Seiten vorhanden. Die an einem Abend besuchte Hausmutter zeichnete sich vielleicht durch Wissen in der Abstammungsgeschichte aus, während eine andere in allgemeiner Geschichte versiert war; einer war womöglich ein Meister der Dichtkunst, ein anderer ein fähiger Kritiker, etc. Der Highlander eilte nach seinem Tagwerk in den Kreis junger Frauen, wo er seine Liebste traf, oder bei ihrer Abwesenheit das Vergnügen hatte, das letzte Sonett, das er ihr zu Ehren komponierte, vorzutragen, wofür er entweder Applaus erhielt oder Missbilligung. Bei uns können Narren Dinge veröffentlichen, die unvoreingenommene Kritik tadeln mag; aber bei den Highlandern war es anders: „was in obengenannten Kreisen nicht veröffentlicht werden konnte, war von der Veröffentlichung überhaupt ausgeschlossen. Sie waren dass, was die Presse für uns heute ist; ein Lied, das aus wenig mehr als Höflichkeit gegenüber dem Verfasser gelernt wurde, war bald vergessen. Man kann durchaus annehmen, dass örtliche Umstände mittelmäßigen Kompositionen eine zeitweilige Lebensdauer gaben, aber da ihre Popularität auf die Gebiete beschränkt blieb, wo die jeweiligen Themen wohlbekannt waren, verschwanden sie mitsamt diesen Themen auch allgemein wieder. „Ich habe in der Vergangenheitsform gesprochen,“ fährt der Schreiber fort, „denn innerhalb weniger Jahre haben die Sitten und Gebräuche meiner Landsleute eine vollkommene Revolution erfahren, sehr wenig zum Vorteil des heutigen Volkes, das weder so gastfreundlich, so gelehrig und noch so gottesfürchtig ist wie die Generationen zuvor.“ (209)

Das großartige Mittel, um die Gedichte Ossians zu bewahren, war dies, dass der größte Teil von ihnen mit Melodien unterlegt ist, zu denen sie gesungen werden und die einen sanften und eingängigen Charakter haben. Duan Dearmot, ein Klagelied über einen berühmten Krieger dieses Namens, wird bei den Campbells sehr verehrt, die ihre Abstammung auf diesen Held zurückführen. Im Lande des Lord Rea gibt es einen Stamm dieses Namens, und hierzu passt auch folgende Anekdote eines alten Stammesmitgliedes. Als Rev. Alexander Pope diesen Veteran dazu bewegen konnte, dieses Gedicht zu singen, so begann er seine Darbietung mit dem ehrwürdigen Ziehen des Hutes, aber, so sagt der Schreiber; „Ich unterbrach ihn und wollte ihm sein Bonnet wieder aufsetzen; er entschuldigte sich daraufhin; aber sobald er begann, nahm er wieder sein Bonnet ab. – Ich stand auf und setzte es ihm wieder auf – er nahm es ab – ich setzte es ihm auf; schließlich fluchte er höchst schrecklich, er wolle nun gar nicht mehr singen, wenn ich ihn nicht barhäuptig beließe. Ich gewährte ihm seine Freiheit, und er sang mit großer Hingabe. Ich fragte ihn dann nach dem Grund, und er sagte mir, es wäre der Erinnerung an diesen Helden gegenüber anstandslos. Ich fragte ihn, ob er glaube, dass der Geist dieses Helden anwesend sei; er sagte nein, aber er glaube, dass es sich denjenigen gegenüber schicke, die von ihm hinabgesandt wurden, um seine Erinnerung zu ehren.“

Von der Musik, die diesen Gedichten unterlegt wurde, ist ein von Rev. John Cameron aus Halkirk in Caithness stammendes Exemplar, das dieser von einem alten Mann seiner Gemeinde hörte, in der hervorragenden Dissertation von Sir John Sinclair enthalten, die der Ossian-Ausgabe der Highland-Society vorangestellt ist. Eine Melodie von überragendem Wert ist im musikalischen Teil des Werkes wiedergegeben und daneben weitere von zweifellos hohem Alter.

Darüber dass Fingal kämpfte und Ossian sang kann es keinen wirklichen Zweifel geben. Die Ortsnamen in den gesamten Highlands bezeugen die Existenz solcher Personen, und die in den Gedichten beschriebenen Gebräuche passen in keine andere Epoche als in die der alten und noch unvermischten Kelten. Als General Wade beim Bau der Militärstraßen den Clachan Ossian, das Denkmal an diesen verehrten Barden, beseitigen musste, gruben etwa vier entrüstete Highlander in feierlichem Ernst seine Gebeine aus, während dazu ein Dudelsack spielte, und bestatteten sie in einem Kreis aus großen Steinen auf einem abgelegenen Felsen in der Wildnis des westlichen Glen Amon, wo ihre Ruhe wahrscheinlich nicht mehr gestört werden wird. Dass die Highlander dazu geneigt sind, alles, was sich auf diese weit zurückliegende Zeit bezieht, als Werke Ossians anzunehmen, ist falsch und kann nur von denjenigen vorgebracht werden, die nichts über ihre Urteilsfähigkeit in Bezug auf Gedichte wissen; spätere Barden nahmen sich ihren großen Vorfahr zum Vorbild und folgten ihm nach, erreichten aber nie diese Erhabenheit „der Stimme von Cona“. Viele haben seine Werke studiert, und der erfolgreichste Nachahmer war Ailen Mac Ruari. Ein moderner Bardeaus Glendochy in Perthshire und ein weiterer in Glendovan, Argyle, gaben ihr Ziel, nach mühsamen Versuchen, das poetische Feuer dieses Fürsten der keltischen Dichter einzufangen, auf. Am nächsten kam noch M’Intyre, dessen Werke wahres poetisches Gefühl zeigen. Die Highlander können dennoch die wirklich ossianischen von anderen Gedichten trennen, aufgrund ihrer ganz eigenen Vortrefflichkeit, Einfachheit im Bau und erhabenen Bildersprache. Es gab einige Ossians in der Klasse der Barden, die in aufeinanderfolgenden Epochen wirkten, aber keiner konnte jemals dem Vorfahr den Rang streitig machen. (Aus Colgans „Life of Saint Patrick“ erfahren wir, dass er einen Konvertiten namens Ossian hatte, welcher Umstand schon zu einigen Missverständnissen führte.) Auch nehmen die Highlander die poetischen Beschreibungen nicht für bare Münze. Sie können wohl zwischen Überzeichnung und nüchterner Erzählung unterscheiden, wie im Beispiel von Civa Dona, wo die Enthusiastischsten die Beschreibung als ideal ansehen. Was die Geschichte angeht, gibt Doctor MacPherson zu, dass die bardischen Berichte sich nicht alle genau danach richten; aber es ist eine Tatsache, dass infolge der Lieder kuriose Entdeckungen gemacht wurden. Ein Jahrhunderte lang vergrabener Schatz wurde entdeckt, während die Irish Academy nach dem Gedicht von Cath Gabhra suchte, das an das Begräbnis von Conan, einem König, erinnerte, und es, in Oghamschrift geschrieben, unter einem Stein fand.